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Ecclesiastica·Pastoralia

Wiederbelebungsversuch Ein Lob auf die Vielfalt der Verschiedenheit


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Eine zu Asche erkaltete Tradition weckt keine Glut der Leidenschaft mehr. Ein zur in Stein gemeißelten Wahrheit erstarrter Glaube gleicht einem erkalteten Herz, das nicht mehr fähig ist, den Strom des Lebens in die Adern des Leibes zu pumpen. Ein Lebendigmacher ist notwendig, dessen Reanimation tiefgreifender ist, als eine Reformation je hätte sein können. Die Auferstehung von den Toten aber verleiht der Identität eine neue Existenz, eine neue Schöpfung, Diskontinuität in Kontinuität. Wer auch immer beständigen Beton aus Dogmen und Traditionen anrührt, es ist der Versuch die schöpferische Urkraft zu zähmen, zu kanalisieren, berechenbar zu machen. Wehen zu zähmen ist unmöglich; nichts Neues wird ohne Schmerzen geboren. Und die Geburt des Neuen ist umfassend; das Partielle ist ihr fremd, wie auch Paulus weiß:

Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nicht bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne und Töchter offenbar werden. Römer 8,18-23

Zwischen Wissen und Hoffen

D

er Schmerz des Neuen bleibt also selbst denen nicht erspart, die schon erkannt haben, dass sie Kinder Gottes von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit sind. Die Grundhaltung der Kinder Gottes ist deshalb die der Hoffnung:

Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht ist keine Hoffnung. Denn wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld. Römer 8,24-25

Geduld, ὑπομονή (gesprochen: hypomoné), ist das Kennzeichnen jener christlichen Grundhaltung, die für Paulus aus der Spannung zwischen Gewissheit und Hoffnung besteht. Christsein ist keine bequeme Angelegenheit. Christsein beruht zum einen auf der Gewissheit, erlöst zu sein, aber auch der Erkenntnis, dass das endgültige Offenbarwerden noch aussteht. Es ist bemerkenswert, dass Paulus in seinen Briefen immer wieder das griechische Verb οἴδαμεν (gesprochen: oídamen – „wir wissen“) verwendet. Glauben ist für ihn Erkenntnis in Gewissheit. Aus diesem Grund betont er auch, dass nicht die Ekstase die Begegnung mit Gott zeigt, sondern die Vernunft:

Wenn ich in Zungen bete, betet zwar mein Geist, mein Verstand aber bleibt unfruchtbar. Was folgt daraus? Ich will im Geist beten, ich will aber auch mit Verstand beten. Ich will im Geist lobsingen, ich will aber auch mit dem Verstand lobsingen. 1 Korinther 14,14-15

Ekstase? Verstand!

Kommt diese Betonung des Verstandes aber nicht einer Zügelung des Geistes gleich? Im Gegenteil: Paulus sieht im Gebrauch des Verstandes, des νοῦς (gesprochen: noûs), gerade den adäquaten Ausdruck des Geistes. Er bezieht das sogar auf sich selbst:

Wenn wir nämlich von Sinnen waren, so geschah es für Gott; wenn wir besonnen waren, geschieht es für euch. 2 Korinther 5,13

Das „Außersichsein“ drückt Paulus hier mit dem Verb ἐξιστάνειν (gesprochen: existánein) aus, von dem sich auch das Wort „Ekstase“ ableitet. Es bedeutet auch „etwas verlieren“ und „um den Verstand kommen“. Paulus kennt diesen Zustand der Raserei, der aber wenig Mystisches an sich hat. Er beschreibt hier seine Reaktion auf den sogenannten korinthischen Vorfall (vgl. 2 Korinther 2,5), der bei ihm „Bedrängnis und Herzensnot“ ausgelöst hat (vgl. 2 Korinther 2,4) – kurz: Er hat wohl wütend auf die Anschuldigungen reagiert und die Gemeinde überstürzt überlassen – eine Reaktion, die er im Nachhinein als ekstatisch, aber verstandlos bezeichnet. Dass er schreibt, diese Reaktion sei „für Gott“ gewesen, kollidiert mit der Aussage über seine Besonnenheit (σωφροσύνη – gesprochen: sophrosyne) den Korinther gegenüber. Σωφροσύνη nämlich bedeutet Vernünftigkeit und den Gebrauch des Verstandes. Die unvernünftige Ekstase mag ihn vor Gott gebracht haben; Gott aber hat ihn wieder zur Vernunft gebracht. Der eigentliche Nutzen liegt allein in der Vernunft.

Wehewehen

Die Vernunft zähmt also nicht des Geistes Wehen. Im Gegenteil: Es gibt den Wehen des Geistes erst Raum. Denken mag schmerzhafte Erkenntnisse zutage fördern – vor allem die Erkenntnis, dass das Neue unaufhaltsam zur Welt kommt. Gerade deshalb spricht Paulus ja von der Hoffnung als Gegenüber der Gewissheit. Hoffnung ist für ihn das Sehen des gewiss Kommenden – aber eben des Kommenden. Es ist die Hoffnung, die die Vernunft davor bewahrt, den Geist zu zähmen. Die Zähmung des Geistes hat hingegen andere Gesichter. Traditionalismus und Dogmatismus sind zwei von ihnen. Ein anderes Gesicht ist das der Ekstase, die sich nicht auf den Verstand hin öffnen kann. Traditionalismus und Dogmatismus wollen dem Geist vorschreiben, wie er zu wehen hat. Die Ekstase hingegen verliert sich in der Autosuggestion besonderer Geistbeseelung – aber mit welchem Nutzen? Paulus warnt vor einer solchen Ichbezogenheit ekstatischer Erfahrungen, wenn er mit besonderem Blick auf die als besonders ekstatisch erscheinende Zungenrede schreibt:

So ist Zungenreden ein Zeichen nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen, prophetisches Reden aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Glaubenden. 1 Korinther 14,22

Prophetisches Reden aber ist für Paulus Reden mit Vernunft und Verstand (vgl. 1 Korinther 14,18-19).

Wiederbelebung

Die Trägerinnen und Träger des Heiligen Geistes müssen also einiges aushalten. Der Schmerz der Geburt des Neuen, die Wehen ständiger Reanimation, die Pflicht, selbstständig zu denken, bleibt keiner und keinem erspart. Warnlichter brennen ihnen wie Feuerzungen in der Seele, wo die Räume des Denkens geschlossen werden sollen mit dem Hinweis auf Tradition und Dogmen, als wären beide nicht in sich selbst deutungsbedürftig und damit dem Gerichtshof der Vernunft verantwortlich:

„Glaube und Vernunft (Fides et Ratio) sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt.“1)

Erst das vernünftige Erkennen ermöglicht so einen gefestigten Glauben, der seinerseits die Fähigkeiten vernünftigen Erkennens weitet:

„Nicht unangebracht mag deshalb mein entschlossener und eindringlicher Aufruf erscheinen, dass Glaube und Philosophie die tiefe Einheit wiedererlangen sollen, die sie dazu befähigt, unter gegenseitiger Achtung der Autonomie des anderen ihrem eigenen Wesen treu zu sein. Der parresia (Freimütigkeit) des Glaubens muss die Kühnheit der Vernunft entsprechen.“2)

Ein sich der Vernunft verschließender Glaube gleicht also dem zum Scheitern verurteilten Versuch, sich gegen das Neue, Kommende abzuschotten. Es ist die Ausgangssituation der Jünger Jesu, die noch in geschlossenen Räumen sitzen:

Am Abend des ersten Tages der Woche als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger als die den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Johannes 20,19-22

Die Geistsendung wird bei Johannes in der Form einer Wiederbelebungsmaßnahme beschrieben. Die Szene erinnert an die Belebung des noch aus purem Lehm bestehenden Adam, der erst durch die Einhauchung des göttlichen Atems zum Leben kommt (vgl. Genesis 2,7). Hier wird – so gesehen – nichts weniger beschrieben, als die Neubelebung der Jünger Christi.

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Der Turmbau zu Babel wurde zur Ursache einer Sprachverwirrung ...

Mit Sturmesbrausen durch den Beton

In der Diktion der lukanischen Erzählung des Pfingstereignisses in der Apostelgeschichte ist die Ausgangslage ähnlich. Die Jünger befinden sich zusammensitzend in einem Haus:

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Apostelgeschichte 2,1-2

Es wird hier im Unterschied zum Johannesevangelium nicht ausdrücklich gesagt, dass der Raum verschlossen war. Gleichwohl vermittelt auch die hier geschilderte Szenerie eine in sich geschlossene Haltung. Offenkundig schottet man sich von der Außenwelt ab. Ob man auf etwas wartet, bleibt ungesagt. Das Hereinbrechen der göttlichen Wirklichkeit des Geistes erscheint jedenfalls als Naturereignis, dem nichts Stilles innewohnt. Es ist ein Sturm, der Türen, Fenster, Maurern einreißt und öffnet:

Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Apostelgeschichte 2,3-4

Babylons Vielfalt bleibt! Die Botschaft eint!

In der Folge erzählt Lukas, dass die in Jerusalem anwesenden Pilger, die aus vielen Ländern gekommen sind, die frohe Botschaft des vom Kreuzestod Auferstandenen hören und trotz der Vielsprachigkeit verstehen. Die gängige und leider unhinterfragte Deutung ist, dass hier die babylonische Sprachverwirrung (vgl. Genesis 11,1-9) aufgehoben würde. Aber stimmt das wirklich? Die Vielfalt der Sprachen wird ja gerade nicht überwunden. Vielmehr hören die Anwesenden die Jünger gerade in vielen Sprachen reden:

In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohnter von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich her aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. Apostelgeschichte 2,5-11

Babylons Vielfalt bleibt! Was aber alle bei aller sprachlichen Divergenz gemeinsam hören, ist die Botschaft von Gottes großen Taten. Es ist die Botschaft, die eint3).

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... die Sendung des Heiligen Geistes eröffnet Sprachvielfalt.

Warnung vor Einheitsekstase

Bemerkenswert ist allerdings auch die Schilderung der Reaktion der Menschen:

Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken. Apostelgeschichte 2,12-13

Angesichts der außergewöhnlichen Erfahrung sind die Menschen außer sich. Die eine Botschaft ist noch nicht mit Verstand begründet und verkündet. Die Masse befindet sich in einer kollektiven Ekstase, wie sie auch manchem Event der Neuzeit zu eigen ist. Damit aber ist noch nichts gewonnen. Es ist ein Rausch der Sinne, eine Trunkenheit, die den Verstand entlastet. Wie jedem Rausch würde auch dieser Erfahrung ein Kater folgen, hätten Petrus und die Elf nicht Vernunft walten lassen und zu reden begonnen. Lukas lässt vor allem Petrus zu Wort kommen (vgl. Apostelgeschichte 2,14-36), der die Verkündigung des nun angebrochenen Neuen mit Argumenten stützt – und dabei auch die Tradition der Schrift zu Rate zieht.

Ein ständiger Übergang

Petrus wendet die Tradition auf das Neue an. Tradition ist eben kein Zustand, den man bewahren könnte. Tradition ist ein ständiger Übergang vom Alten in das Neue. Petrus selbst wird das immer wieder erfahren – so etwa in der Begegnung mit dem heidnischen Hauptmann Kornelius in Cäsarea (vgl. Apostelgeschichte 10,23-48), den er gegen anfängliche Widerstände dann doch tauft, weil er erkennt, dass der Heilige Geist nicht nur dort wirkt, wo es die Wortführer der Nachfolger Jesu gerne hätten:

Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben? Apostelgeschichte 10,47

Später auf dem Apostelkonzil wird es diese Erfahrung sein, die die Verkündigung des Evangeliums unter den Völkern und die Heidentaufe legitimieren wird:

Als ein heftiger Streit entstand, erhob sich Petrus und sagte zu ihnen: Brüder, wie ihr wisst, hat Gott schon längst hier bei euch die Entscheidung getroffen, dass die Heiden durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben gelangen sollen. Und Gott, der die Herzen kennt hat dies bestätigt, indem er ihnen ebenso wie uns den Heiligen Geist gab. Er machte keinerlei Unterschied zwischen uns und ihnen; denn er hat ihre Herzen durch den Glauben gereinigt. Warum stellt ihr also jetzt Gott auf die Probe und legt den Jüngern ein Joch auf den Nacken, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten? Wir glauben im Gegenteil, durch die Gnade Jesu, des Herrn, gerettet zu werden, auf die gleiche Weise wie jene. Apostelgeschichte 15,7-11

Ecclesia semper reanimanda

Schon die Erfahrung der frühen Kirche zeigt, dass Reformation alleine nicht genügt. Die Kirche muss sich ständig erneuern. Das ist die eigentliche Tradition, der ständige Übergang. Auf neue Herausforderungen müssen in der Gewissheit des Heiligen Geistes stets neue Antworten gefunden werden. Die Tradition ist nur so gut, wie sie ständig neu wird. Dann ist sie ein Feuer, das die Herzen erfassen kann.

Eine solche Kirche kann nur vielfältig sein, weil der Geist selbst vielfältig ist und ziert. Eine Einheit ohne diese Vielfalt ist hingegen nicht nur geistlos4); mehr noch: Wer sich auf eine solche vermeintliche Einheit beruft, übersieht die Warnung des Auferstandenen an seine eben frisch wiederbelebten Jünger:

Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen, denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Johannes 20,22-23

Was sich vordergründig wie eine Bevollmächtigung anhört, impliziert bei näherem Hinsehen freilich auch eine Warnung. Die Sünde bezeichnet ja das Getrenntsein von Gott. Ein Jünger, der anderen die Sünden behält, stellt sich zwischen diese und Gott. Dabei sollte er sie doch zu Gott führen. Das ist die Warnung, die Jesus ausspricht. Er warnt seinen Nachfolgerinnen und Nachfolger, sich an die Stelle Gottes zu setzen und über Wohl und Wehe zu entscheiden. Es besteht die Gefahr, dass sie das Wehen des Geistes durch Hecken und Mauern brechen wollen.

Wehe!

Wie zu allen Zeiten stehen Kirche und Gesellschaft auch gegenwärtig wieder vor großen Herausforderungen. Wer nicht begreift, dass Tradition kein Zustand, sondern ein Prozess ist, ja, wer meint, dass das Zitieren eines Dogmas schon eine Antwort wäre und dabei übersieht, dass auch ein Dogma interpretationsbedürftig ist, der möchte den Geist ebenso zähmen wie jene, die meinen, durch bestimmte Praktiken den Geist zur autosuggestiven Ekstase nötigen zu können. Wehe jenen, wenn der Geist weht! Denn das Wehen des Geistes ist unaufhaltsam. Was vermag schon eine endgültige Entscheidung, wenn sich das Volk mit der Entscheidung nicht zufrieden gibt. Petrus war da weiter! Er hat erfahren, dass der Geist sich nicht an sein Meinen hält. Der Geist aber erschafft immer neu. Kirche – wenn du leben willst, atme! Werde wieder neu! Steh auf aus den toten Steinen und belebe dich mit dem Geist der Vielfalt. Es ist doch Gott, der dich fordert. Oder willst Du es besser wissen und deinen eigenen Elfenbeinturm bauen. Nimm dir Babylon zu Herzen. Verkünde stattdessen immer wieder neu die Botschaft in allen Sprachen und Formen. Bedenke aber, dass nicht du die Botschaft bist oder machst. Stehe stattdessen hinter der Botschaft! Auch wenn es weh tut – werde neu!

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Bildnachweis

Titelbild: brotunion belebung III (gravitat OFF) – Quelle: flickr – lizenziert als CC BY 2.0.

Bild 1: Turmbau zu Babel (Lucas van Falckenburg – 1535-1597) – Quelle: wikicommons – lizenziert als gemeinfrei

Bild 2: Pfingsten (Folio 14v des Rabula Evangeliars/Florenz, Biblioteca Mediceo Laurenziana, cod. Plut. I, 560) – Quelle: wikicommons – lizenziert als gemeinfrei.

Einzelnachweis   [ + ]

1. Enzyklika Fides et Ratio von Papst Johannes Paul II an die Bischöfe der katholischen Kirche über das Verhältnis von Glaube und Vernunft (14.9.1998), Nr. 1 – Quelle: http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_14091998_fides-et-ratio.html [Stand: 4. Juni 2017].
2. Enzyklika Fides et Ratio von Papst Johannes Paul II an die Bischöfe der katholischen Kirche über das Verhältnis von Glaube und Vernunft (14.9.1998), Nr. 48 – Quelle: http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_14091998_fides-et-ratio.html [Stand: 4. Juni 2017].
3. Aus dieser Perspektive gesehen, erscheint die hin und wieder zu hörende Forderung nach einer Abkehr etwa von der muttersprachlichen Liturige, wie sie in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils eingeführt wurde, und die Rückkehr zu einer einheitlichen liturgischen Sprache fast schon als Rückschritt hinter den Geist von Pfingsten. Nicht die Sprache ist entscheidend, sondern die Botschaft, die vielsprachig in der je eigenen Muttersprache verkündet wird.
4. In einem Beitrag für die Kirchenzeitung Köln vom 19. Mai 2017 stellt auch der Kirchengeschichtler Dietmar Winkler fest, dass die vermeintliche Einheit der frühen Kirche ein Stereotyp ist, das den Dialog eher erschwert als fördert: „Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Kircheneinheit nicht allein durch Rückgriff in die Vergangenheit hergestellt werden kann, sondern ebenso den heutigen Realitäten entsprechen muss. Oder um es mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu sagen, welches in der Kirchenkonstitution Lumen gentium formuliert, dass ‚aus dem Schat der Offenbarung Neues und Altes’ hervorgebracht wird (LG 25).“ – Dietmar Winkler, Der Mythos des ersten Jahrtausends. Die Kirchengeschichte taugt wenig, um die frühe „ungeteilte Christenheit“ zu belegen, in: Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, 19 Mai 2017 (20/17), S. 17.
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