267 Bischöfe sind auf der Generalversammlung der Bischofssynode versammelt. Sie reden über die Jugend, die auch selbst zu Wort kommt. Aber die jungen Mitglieder der Kirche dürfen ihre Stimme nur erheben, aber sie nicht geben. Von den 49 Gasthörern, die eingeladen worden sind und deren Großteil zwischen 19 und 29 Jahren alt ist, hat kein Einziger ein Stimmrecht. Dabei lehrt die Bibel doch, dass mit der Jugend die ethische und religiöse Verantwortlichkeit beginnt (Genesis 8,21). In den Zeiten der Missbrauchskrise haben die Bischöfe sich vor der Kirche zu verantworten, die eben auch aus Jugendlichen besteht. Es ist an der Zeit auch den Jugendlichen und den Laien insgesamt in der Kirche nicht nur eine gehörte, sondern eine gewichtige Stimme zuzugestehen.
Sünden der Jugend
Die Jugend wird gemeinhin als Sturm-und-Drang-Zeit belächelt – eine Zeit voller Naivität und Leichtsinn. Schon das Buch Kohelet weiß, dass die Freuden der Jugend Verantwortung nach sich ziehen:
Freu dich, junger Mann, in deiner Jugend, sei heiteren Herzens in deinen frühen Jahren! Geh auf den Wegen, die dein Herz dir sagt, zu dem, was deine Augen vor sich sehen! Und sei dir bewusst, dass Gott über all dies mit dir ins Gericht gehen wird! Kohelet 11,9
Im Buch Jeremia und in den Psalmen wird gar reumütig auf die Vergehen der eigenen Jugend zurückgeschaut.
Ja, nach meiner Umkehr fühle ich Reue; nachdem ich zur Einsicht gekommen bin, schlage ich auf meine Hüfte. Ich bin beschämt und erröte; denn ich trage die Schande meiner Jugend. Jeremia 31,19
Gedenke nicht meiner Jugendsünden und meiner Frevel! Nach deiner Huld gedenke meiner, HERR, denn du bist gütig! Psalm 25,7
Der jugendliche Übermut zeigt sich im Besonderen in den 42 „kleinen Knaben“, die den Propheten und Gottesmann Elischa verspotten. Sie zeigen ein unangemessenes Verhalten gegenüber einer Autoritätsperson und indirekt damit eine unreife Rede gegenüber Gott. Diese Naivität und dieser Leichtsinn wird von Elischa direkt im Namen Gottes bestraft:
Er wandte sich um, sah sie an und verfluchte sie im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen zweiundvierzig junge Leute. 2 Könige 2,24
Aus dieser Perspektive betrachtet: Was kann die Jugend von heute schon der jahrtausendealten Kirche und ihren lebenserfahrenen Bischöfen sagen?
Jugendliche Helden
Aber Vorurteile und festgefahrene Strukturen sind eher selten ein positives, biblisches Motiv. Aus einem „Kleinen“ wird am Ende gar der größte König. Der Prophet Samuel salbt, während Saul noch König ist, David zum König. Dieser ist, wie der Erzähler in den Samuelbüchern an dieser Stelle betont, doch nur „der Kleine“ (1 Samuel 16,11.13). Und später als er Goliath gegenübertritt ist er doch nur ein Jugendlicher (1 Samuel 17,33). Aber er bewährt sich und wird nach seinem undenkbaren Sieg gegen den Riesen nicht mehr als Jugendlicher bezeichnet, sondern er wird zum erwachsenen Krieger, erfolgreichen Militärführer und zum Nachfolger Sauls auf dem Thron. Aus der Jugend entwächst eben nicht nur Leichtsinn, sondern grundlegendes Heil. Und dann ist da noch die Geschichte Josefs, der als 17jähriger in Ägypten notgedrungen seinen Weg beginnt und zum zweitmächtigsten Mann des Landes wird.
Wenn Gott auf der Seite der Jugend steht, dann kann sich ihr Sturm und Drang zu einem erfrischenden Lüften entwickeln, der durch die kirchlichen Hallen weht. Und die Kirche braucht heute mehr denn je jugendliche Helden! Sie braucht viele Davididen, die gegen die Goliathe ankämpfen.
Bildnachweis
Titelbild: David and Goliath from The Psalms of David, illustrated by Louis Rhead, 1900, Lizenz: gemeinfrei.