Als Captatio benevolentiae (übersetzt: Einfangen des Wohlwollens) bezeichnet man seit der Antike in der Rhetorik eine Figur, mit der eine Rednerin bzw. ein Redner (beide werden im Folgenden inklusiv als “Rhetor” bezeichnet) das Wohlwollen des Publikums gewinnen will. Auch in Texten, die als schriftliche Rede (wie z.B. in Briefen) eine rhetorische Strategie verfolgen, ist die captatio benevolentiae zu finden. Die captatio benevolentiae findet sich in der Regel am Beginn einer Rede bzw. eines Textes. Mit ihrer Hilfe wird die rhetorische Basis zwischen Rhetor und Publikum hergestellt, auf der erst die weiteren Ausführungen, Darstellungen und Argumentationen gelingen können. Die captatio benevolentiae ist umso wichtiger, je größer die Distanz zwischen Rhetor und Zuhörern ursprünglich war. Je bedeutsamer eine captatio benevolentiae in diesem Sinn ist, desto weniger darf sie sich auf formelhafte Floskeln stützten. Demgegenüber kann ein Rhetor davon ausgehen, dass er durch eine überraschende und kreative captatio benevolentiae das Publikum in einer besonderen Weise für sich einnimmt.
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