Der Glauben ist profan – zumindest von seiner Wortherkunft. Im Alten Testament bedeutet die mit dem Verb „glauben“ verbundene Handlung beständige Treue – genauer hin: beständiges Vertrauen. Das hebräische Verb, aus dem sich der Begriff des Glaubens ableitet, ist אמן (gesprochen: aman). Seine Grundbedeutungen sind „fest, beständig, zuverlässig sein“. Das Verb wird nicht exklusiv benutzt, um das rechte Verhältnis des Menschen zu Gott und seiner Offenbarung zu beschreiben. Sondern „glauben“ bedeutet, dass man sich besser nicht blind auf Menschen verlassen sollte.
Vertrauen
Das Alte Testament kennt auch den Glauben an Menschen – aber nur in einem besonderen, außergewöhnlichen Fall. Nach der Errettung Israels aus Ägypten und nachdem das Volk trockenen Fußes durch das Rote Meer den Ägyptern endgültig entflohen war, berichtet der biblische Erzähler:
So sah Israel die mächtige Hand, mit der der HERR an den Ägyptern gehandelt hatte. Und das Volk fürchtete den HERRN und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose. Exodus 14,31
Das Volk glaubte nicht nur an Gott, sondern auch an Mose – sie vertrauten ihm. Dem Glauben an Menschen stehen aber ansonsten die Propheten sehr kritisch gegenüber. Der Prophet Micha warnt das ungläubige Volk:
Traut dem Nachbarn nicht, verlasst euch nicht auf den Freund! Vor ihr, die an deiner Brust liegt, hüte die Pforten deines Mundes! Micha 7,5
– und er selbst vertraut nur noch auf Gott als Retter:
Ich aber schaue aus nach dem HERRN, ich warte voll Vertrauen auf den Gott meiner Rettung. Mein Gott wird mich erhören. Micha 7,7
Allgemein warnt das Buch der Sprichwörter davor, dass selbst freundliche Rede kein Grund ist, sich auf jemanden zu verlassen (Sprichwörter 26,25).
Gläubige
Gläubige Menschen vertrauen nicht blind auf andere Menschen und sie glauben nicht alles, was sie hören. Dem Glauben liegt gerade eine bewusste Kritik an allem Menschlichen zugrunde, denn durch ihn erst erkennt man die Wahrheit in der Welt:
Alle, die auf ihn [Gott] vertrauen, werden die Wahrheit erkennen und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen werden seinen Heiligen zuteil und Rettung seinen Erwählten. Weisheit 3,9
Glauben bedeutet nicht auf Hierarchien und Strukturen zu vertrauen, sondern mit dem Blick auf Gott auf Gnade und Erbarmen zu hoffen. Der erste Schritt dazu ist die eigene Ausrichtung am Willen Gottes, um in kritischer Einsicht in der Welt wirken zu können:
Gutes zu verstehen und zu erkennen, lehre mich [Gott], denn ich glaube deinen Geboten! Psalm 119,66
Bildnachweis
Titelbild: Hands, fotografiert von collusor, Lizenz: gemeinfrei.
Ein schöner, kurzer, und prägnanter Artikel.
Gerade der kritische Aspekt, den der Glaube mitsichbringt ist unablässig, vor allem heute, wo uns doch immer wieder vor Augen geführt wird, wo “blinder” Glaube und blindes Vertrauen hinführen kann. Der hinterfragende Glaube lässt so etwas nicht zu!