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Ecclesiastica

Frauen an den Altar des Wortes! Mit Mirjam, Maria aus Magdala und den Frauen Gott verkünden


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„Dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden,“1) war der abschließende Schlussstrich Johannes Paul II. unter einer Diskussion, die zuvor häufig entbrannte und seitdem doch immer wieder entfacht wird. Die Frontgräben sind deutlich gezogen und keiner verlässt seine Stellung. Der Kampf ist eine dauernde Wiederholung der aneinander vorbeizielenden Argumente zwischen Tradition und Reform. Dazwischen kann es keinen Mittelweg geben, sondern nur Ja oder Nein, Dogma und Überlebensfrage. Und wer es wagt sich zwischen die beiden Schützengräben zu begeben, wird dann einmütig von beiden Seiten beschossen. Lohnt es sich vielleicht die Schlacht zu verlagern?

„Männer als Diener am Tisch des Sakraments und Frauen als Dienerinnen am Tisch des Wortes?“, fragt der Benediktiner Nikodemus Schnabel in seinem auf katholisch.de veröffentlichen Standpunkt.2) So träumt er von einer „geschwisterlichen Kirche“. Und so fordert er dazu heraus, darüber nachzudenken, warum es den Frauen denn nicht wenigstens gestattet sein könnte, in der Sonntagsmesse zu predigen. Das katholische Kirchenrecht hat auf diese Frage eine deutliche Antwort: „Unter den Formen der Predigt ragt die Homilie hervor, die Teil der Liturgie selbst ist und dem Priester oder dem Diakon vorbehalten wird.“3) Seit 1228 gilt ein von Papst Gregor IX. erlassenes Predigtverbot für Laien. Dieses gilt jedoch mittlerweile nicht mehr „bei Wortgottesdiensten am Sonntag ohne Priester, sofern keine Eucharistie gefeiert werden kann“4). Doch die Homilie ist zwar nicht durch ein Dogma geregelt aber scheinbar weiter unantastbar heilig! Dabei bietet sich gerade in diesem Punkt eine Möglichkeit, dass beide Fronten zwar ihre Position nicht aufgeben, aber zumindest einen gemeinsamen Schritt aufeinander zugehen könnten – und dies genau dann, wenn beide Seiten gemeinsam, vereint, katholisch vor Gott treten.

Dialog

In der von Johannes Paul II. approbierten „Instruktion zu einigen Fragen der Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester“ aus dem Jahr 1997 wird die „Möglichkeit eines ‚Dialogs‘ in der Homilie“ gegeben. Diese Art der Predigt könnte „in kluger Weise zur Erläuterung eingesetzt werden, ohne dadurch die Predigtpflicht an andere zu delegieren“.5) Schon Mose und seine Schwester Mirjam traten gemeinsam vor das Gottesvolk. Nach dem Durchzug durch das Schilfmeer und im Angesicht der Macht Gottes sang Mose einen Lobpreis auf Gott, in dem er zusammen mit den Israeliten das gerade Geschehene in 18 Versen theologisch ausdeutete.

Damals sang Mose mit den Israeliten dem HERRN dieses Lied; sie sagten: Ich singe dem HERRN ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Ross und Reiter warf er ins Meer. … Exodus 15,1

Nach dem Lobpreis fasst der Erzähler das Geschehene selbst nochmals zusammen in Vers 19 und dann reagiert Mirjam. Im Angesicht des Heils und nach dem Gesang Mose zusammen mit allen Israeliten, Frauen und Männern, wandelt sie den Lobpreis zusammen mit den israelitischen Frauen in einen ausdrucksstarken, theologischen Freudenjubel.

Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm die Pauke in die Hand und alle Frauen zogen mit Paukenschlag und Tanz hinter ihr her. Mirjam sang ihnen vor: Singt dem HERRN ein Lied, denn er ist hoch und erhaben! Ross und Reiter warf er ins Meer. Exodus 15,20-21

Gemeinsam legen Mose, Mirjam und alle Israeliten das Heil, das sich vor Ihren Augen ereignet hat, aus – und Mirjam wandelt die Worte zusammen mit den Israelitinnen in sicht- und hörbare Glaubensfreude.

Zeugnis

Mirjam legt zusammen mit Mose und den Israeliten ein Glaubenszeugnis ab. Die Apostel im Neuen Testament hingegen waren auf das Zeugnis von Frauen angewiesen, um selbst den Glauben nicht zu verlieren. Jesus hat am Ostermorgen nicht seine Jünger erwählt, um die Freudenbotschaft seiner Auferstehung zu verkünden.

Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Sie ging und berichtete es denen, die mit ihm zusammengewesen waren und die nun klagten und weinten. Als sie hörten, er lebe und sei von ihr gesehen worden, glaubten sie es nicht. Markus 16,9-19

Während im Markus-Evangelium nur Maria aus Magdala die Auserwählte ist, die die Auferstehung verkünden darf, treten in dieser Erzählung im Matthäus-Evangelium noch „die andere Maria“ (Matthäus 28,1) und gemäß Lukas-Evangelium sogar noch „Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus“ (Lukas 24,10) an ihre Seite.6) Gott erwählt ausschließlich Frauen, um die frohe Botschaft der Welt zu verkünden und sie sind die Ersten, denen er sie mitteilt.

Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. Lukas 24,11

Selbst Apostel müssen sich von Frauen belehren lassen. Ja, Gott hat sie am Ostermorgen genau dazu erwählt. Warum sollte dann nicht in der Messe, wenn das Wort Gottes verkündet wird, Frauen das Wort erteilt und ihrem Zeugnis geglaubt werden? Schon heute darf der Priester Laien und somit auch Frauen nach dem Evangelium das Wort für ein „Zeugnis“ erteilen.7)

Wagt Dialog, lasst Euch überzeugen!

Wäre es nicht schon jetzt an der Zeit, während ohne Fortschritt über die Frage nach Priesterweihe für Frauen diskutiert wird, mehr Dialog in der Verkündigung zu ermöglichen? Braucht unsere Kirche nicht gerade in der andauernden Krise starke Glaubenszeugnisse? Ohne Zweifel wird außerhalb der Messe weiter gestritten, doch zumindest am Altar des Wortes, ganz nah beim Wort Gottes, ist es doch schon jetzt möglich, gemeinsam beieinander zu stehen und dazu bedarf es nur eines einladenden Wortes der Person, die in der Messe Jesus repräsentiert.

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Bildnachweis

Titelbild: Bibel Buch, fotografiert von Jonah McLachlan. Lizenz: Pexels Lizenz.

Einzelnachweis   [ + ]

1. Apostolisches Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ von Papst Johannes Paul II. an die Bischöfe der katholischen Kirche über die nur Männern vorbehatene Priesterweihe, 1994.
2. “Für einen Mittelweg beim Thema Frauenordination”, Nikodemus Schnabel, katholisch.de, 17.07.2019.
3. Codex Iuris Canonici, Can. 766 §1.
4. Einführung der Deutschen Bischofskonferenz zum Direktorium „Sonntäglicher Gemeindegottesdienst ohne Priester“ der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, 1988, Nr 4
5. Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester, 1997, Artikel 3, § 3.
6. Vgl. dazu auch: “The Liturgical Office of Evangelist – a Proposal Inspired by the Feast of St. Mary Magdalene“, Liborius Lamma, Pray Tell Blog, 21.07.2019.
7. “Erlaubt sind eine kurze Einführung, um ein besseres Verständnis der Liturgie zu fördern, und ausnahmsweise auch ein etwaiges Zeugnis, das, immer in Einklang mit den liturgischen Vorschriften, an besonderen Tagen (Tag des Seminars, Tag der Kranken usw.) in Eucharistiefeiern vorgetragen wird, wenn dies zur Veranschaulichung der vom zelebrierenden Priester regulär gehaltenen Homilie objektiv angebracht erscheint. Diese Einführungen und Zeugnisse dürfen keine Merkmale aufweisen, die zu Verwechslungen mit der Homilie führen könnten.” [Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester, 1997, Artikel 3, § 2].
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2 Replies

  1. Ich würde sagen, dass Frauen nicht mehr Forderungen stellen sollen, sondern einfach tun sollen und sozusagen auf die veralteten Vorschriften pfeifen

  2. Für mich ist es schon längst zu spät zu pfeifen. Ich wundere mich nur um die ausreden….. soviele Dokumenten gegen die Frau…….. Augustinus, Thomas von Aquin und soviele anderen sind noch immer dabei, und vergessen wir Papst JP nicht, der sogar heilig gesprochen wurde. Was bin ich dann? Tschuldiging, nur eine Frau die ab und zu den Mund aufmacht, aber total von Kirche nichts mehr versteht. Nur Macht, nix als dumme Macht. Und da mache ich nicht mit. Kirchenmänner, bitte doch die Frauen männliche Kinder zu gebären, und helfen sie die doch bitte dabei. So, jetzt Ironie aus. Was braucht die – der – Kirche anno 2019 und darüber hinaus? Was ist ihr Gottes- und Menschensbild? Aber auch: wie und wer sind Kirchenmänner selbst?