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Wer den Anfängen wehren will, läuft längst hinterher. Der Populismus ist der Macht nicht nur gefährlich nahegekommen. In Washington hat ein Populist, wie man ihn sich idealer nicht denken kann, die Macht übernommen: Donald Trump wurde am 20. Januar 2017 als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Die rechte Hand erhoben, die linke auf zwei Bibeln – der Abraham Lincolns und einer seiner eigenen – legend1), legte er den Amtseid ab, mit dem er schwor, die Verfassung der USA zu schützen und zu verteidigen. In ihrer Präambel legt die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika fest:
„Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für die Landesverteidigung zu sorgen, das allgemeine Wohl zu fördern und das Glück der Freiheit uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika.“2)
Kurz nachdem Donald Trump, der sich rühmt, ein gottgläubiger Christ zu sein und eine stattliche Sammlung von Bibeln zu besitzen3), den Eid mit der Anrufung um Gottes Beistand geleistet hatte, hielt er seine erste Rede als US-Präsident. Er, der eben geschworen hatte, die Ruhe im Innern zu sichern und die Gerechtigkeit zu verwirklichen, bezeichnet nun, die Schwurhand mittlerweile zur Kampffaust erhoben4), die Arbeit der Vorgängeradministration als amerikanisches Gemetzel, das genau hier und jetzt ende5):
„Von diesem Tag an wird eine neue Vision die Geschicke unseres Landes bestimmen. Von diesem Moment an heißt es: Amerika zuerst.“6)
Wer ist hier eigentlich Gott?
Hier sprach kein Visionär. Hier sprach einer, der glaubt, durch sein bloßes Wort die Dinge verändern zu können. Donald Trump erschafft Amerika neu. Einem Messias gleich verkündet er, dass mit ihm nichts und niemand zu fürchten ist:
„Zusammen machen wir Amerika wieder stark. Zusammen machen wir Amerika wieder reich. Zusammen machen wir Amerika wieder stolz. Zusammen machen wir Amerika wieder sicher. Zusammen machen wir Amerika wieder groß.“7)
Freilich ist die neu angebrochene messianische Zeit von Gegnern bedroht, die es gleich einem apokalyptischen Kampf auszumerzen gilt. Neben dem IS-Terrorismus, den er vom Antlitz der Erde zu tilgen gedenkt8), macht er vor allem die Medien als Intimfeind aus, mit denen er sich in einem „laufenden Krieg“ befinde9).
Bei all dem gibt er vor, ein für Patriotismus offenes Herz zu haben, das angeblich keine Vorurteile kennt10), wobei er gar in Anlehnung an Psalm 133,1 die Bibel bemüht:
„Wie schön es ist, wenn das Volk Gottes in Eintracht lebt.“11)
Nun lautet Vers in der Einheitsübersetzung (2016):
Siehe, wie gut und wie schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen.
Der Psalm ist in seiner Intention also vielmehr auf unmittelbare Zwischenmenschlichkeit gerichtet, als die Adaption Trumps, der in seiner Rede eine Eintracht beschwört, die er selbst längst zerstört hat. Schon einen Tag nach seiner Vereidigung gehen Hundertausende alleine in den USA beim weltweiten Women’s-March gegen die Trump-Administration auf die Straße12). Wer aber eine Eintracht beschwört, die er selbst durch sein Reden und Handeln zerstört, gleicht weniger einem Messias als einem Durcheinanderbringer, den man auf Griechisch auch als διάβολος (gesprochen: diábolos) bezeichnet.
Der Herr der Lüge
Nun ist offenkundig, dass der Weg Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten ein gerader Weg aus Irrungen und Verwirrungen war. Attacke, Angabe und Ablenkung sind seine Tugenden; sein Leitbild lautet: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und gehört vernichtet.“ Gleichwohl inszeniert er den Tag seiner Vereidigung als Tag einer geradezu messianischen Wende: Siehe, ich mache alles neu!
Ein Schelm, wer sich hier an die eschatologischen Visionen des Zweiten Briefs an die Thessalonicher erinnert fühlt:
Lasst euch durch niemand und auf keine Weise täuschen! Denn zuerst muss der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzwidrigkeit erscheinen, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, so sehr erhebt, dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt. Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch dies schon gesagt habe, als ich bei euch war. Ihr wisst auch, was ihn jetzt noch zurückhält, damit er erst zur festgesetzten Zeit offenbar wird. Denn die geheime Macht der Gesetzwidrigkeit ist schon am Werk; nur muss erst der beseitigt werden, der sie bis jetzt noch zurückhält. Dann wird der gesetzwidrige Mensch allen sichtbar werden. Jesus, der Herr, wird ihn durch den Hauch seines Mundes töten und durch seine Ankunft und Erscheinung vernichten. Der Gesetzwidrige aber wird, wenn er kommt, die Kraft des Satans haben. Er wird mit großer Macht auftreten und trügerische Zeichen und Wunder tun. Er wird alle, die verloren gehen, betrügen und zur Ungerechtigkeit verführen; sie gehen verloren, weil sie sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen haben, durch die sie gerettet werden sollten. Darum lässt Gott sie der Macht des Irrtums verfallen, sodass sie der Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die nicht der Wahrheit geglaubt, sondern die Ungerechtigkeit geliebt haben.
Die geradezu apokalyptische Vision des Zweiten Briefes an die Thessalonicher scheint sich in der Gegenwart zu erfüllen – wieder einmal. Man muss vorsichtig sein, und darf die neutestamentlichen Texte nicht zu eng als Voraussagen endzeitlicher Ereignisse interpretieren. Denn Endzeit ist ja eigentlich immer.
Vielmehr lässt das Zitat aus dem Zeiten Brief an die Thessalonicher eine Grundhaltung des Christlichen erkennen. Ungerechte Herrscher hat es zu allen Zeiten gegeben. Das Volk Israel kennt die Auswirkungen sich selbst vergöttlichender Herrscher nur zu gut. Die Begegnung des Moses mit dem Pharao, wie sie in Exodus 5,1-19 geschildert werden, oder etwa die Erfahrung des babylonischen Exils nach der Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar II (vgl. hierzu Jeremia 24,1 sowie Jeremia 29,1-2), der sich selbst vergottet und alle, die ihm nicht huldigen, zu zu vernichtenden Feinden erklärt:
König Nebukadnezar ließ ein goldenes Standbild machen, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit, und ließ es in der Ebene von Dura in der Provinz Babel aufstellen. Dann berief König Nebukadnezar die Satrapen, Präfekten und Statthalter ein, die Räte, Schatzmeister, Richter und Polizeiobersten und alle anderen hohen Beamten der Provinzen; sie sollten zur Einweihung des Standbildes kommen, das König Nebukadnezar errichtet hatte. Da versammelten sich die Satrapen, Präfekten und Statthalter, die Räte, Schatzmeister, Richter und Polizeiobersten und alle anderen hohen Beamten der Provinzen zur Einweihung des Standbildes, das König Nebukadnezar errichtet hatte. Sie stellten sich vor dem Standbild auf, das König Nebukadnezar errichtet hatte. Nun verkündete der Herold mit mächtiger Stimme: Ihr Männer aus allen Völkern, Nationen und Sprachen, hört den Befehl! Sobald ihr den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern, der Harfen, Lauten und Sackpfeifen und aller anderen Instrumente hört, sollt ihr niederfallen und das goldene Standbild anbeten, das König Nebukadnezar errichtet hat. Wer aber nicht niederfällt und es anbetet, wird noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen.
Wahnsinn mit Methode
Die Selbstvergottung wird Nebukadnezar II in den Wahnsinn führen; er kommt erst wieder zu Verstand, als er seine eigene Niedrigkeit angesichts der Größe des Gottes Israels anerkennt:
Als die Zeit verstrichen war, erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel und mein Verstand kehrte zurück. Da pries ich den Höchsten; ich lobte und verherrlichte den, der ewig lebt. Ja, seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft; sein Reich überdauert alle Generationen. Alle Bewohner der Erde gelten vor ihm wie nichts. Er macht mit dem Heer des Himmels und mit den Bewohnern der Erde, was er will. Es gibt niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen dürfte: Was tust du da? Zu derselben Zeit kehrte mein Verstand zurück und ich erhielt zum Ruhm meines Königtums auch meine Herrlichkeit und meinen königlichen Glanz zurück. Meine Räte und Großen suchten mich auf; man setzte mich wieder in meine Herrschaft ein und meine Macht wurde noch größer. Ich, Nebukadnezar, lobe, preise und rühme nun den König des Himmels. Denn alle seine Taten sind vortrefflich und seine Wege gerecht. Die Menschen, die in stolzer Höhe dahinschreiten, kann er erniedrigen.
Wie wenig aber die Herrscher aller Zeiten von der Erfahrung Nebukadnezars II lernen, zeigt, dass auch im Neuen Testament der Wahnsinn zur Methode des Herrschens werden kann. In Offenbarung 13 beschreibt der Seher geradezu satirisch den herrschenden Kaiserkult in der Vision von den beiden Tieren:
Die Menschen warfen sich vor dem Drachen nieder, weil er seine Macht dem Tier gegeben hatte; und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich und wer kann den Kampf mit ihm aufnehmen? Und es wurde ermächtigt, mit seinem Maul anmaßende Worte und Lästerungen auszusprechen; es wurde ihm Macht gegeben, dies zweiundvierzig Monate zu tun. Das Tier öffnete sein Maul, um Gott und seinen Namen zu lästern, seine Wohnung und alle, die im Himmel wohnen. Und es wurde ihm erlaubt, mit den Heiligen zu kämpfen und sie zu besiegen. Es wurde ihm auch Macht gegeben über alle Stämme, Völker, Sprachen und Nationen.
Gelassenheit ist das Gebot der Zeiten
Die Erfahrung herrschenden Wahnsinns ist also nicht neu. Die Präsidentschaft Donald Trumps ist demokratisch legitimiert. Trotzdem lässt sein Verhalten vor dem Amtsantritt ebenso wie seine ersten Schritte als Präsident der USA ahnen, dass ein Riss durch die amerikanische Gesellschaft geht, begleitet von diffusen weltweiten Befürchtungen um die globale Entwicklung. Die Geschichte des Volkes Israel aber zeigt ebenso wie die Geschichte der Christgläubigen, dass Gott selbst auf schwierigem Terrain imstande ist, sein Reich aufzubauen. Das babylonische Exil etwa war auch eine Zeit, in der das Volk Israel neu zu seiner Identität fand. Die Tora wurde zum Mittelpunkt jüdischen Lebens, die religiöse Gelehrsamkeit blühte. Auch die frühen Christen erfuhren gerade in der Anfechtung eine besondere Schärfung für die eigene Identität. Nicht ohne Grund mahnt Jesus im Johannesevangelium:
Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.
Von hierher bestimmt sich die Identität des Christlichen:
Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
Gleichwohl ist der Christ in diese Welt gestellt. Aber er weiß, dass sein Ziel sich hier nicht erfüllt. So heißt es im Philipperbrief:
Unsere Heimat aber ist im Himmel.
Daraus zieht der Autor des Kolosserbriefes einen bemerkenswerten Schluss:
Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
Die Glaubenden wissen um diese Verheißung. Daher können sie auch angesichts irdischer Anfechtungen mit glaubender Gelassenheit die gegenwärtigen Herausforderungen angehen:
Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!
Staatskritik
Die Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA hat, so scheint es, die Welt wieder einmal in große Verwirrungen gestürzt. Gelassenheit wäre wieder einmal das Gebot der Stunde. Er ist zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt worden. Man muss sich jetzt mit ihm auseinandersetzen. Nur wie?
Paulus setzt sich im Römerbrief mit dem Verhältnis der Glaubenden zum Staat auseinander. Gerade das Bewusstsein der Erwartung der Vollendung durch die Ankunft des Reiches Gottes birgt ja die Gefahr, die irdischen Dinge zu vernachlässigen. Von daher sieht sich Paulus zu einer Ermahnung veranlasst:
Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodass du ihre Anerkennung findest. Sie steht im Dienst Gottes und verlangt, dass du das Gute tust. Wenn du aber Böses tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der Böses tut. Deshalb ist es notwendig, Gehorsam zu leisten, nicht allein aus Furcht vor der Strafe, sondern vor allem um des Gewissens willen. Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, sei es Steuer oder Zoll, sei es Furcht oder Ehre.
Leider teilt die Rezeption des Abschnittes Römer 13,1-7 das Schicksal vieler Perikopen, die ihres Kontextes entledigt, doch recht einseitig geraten. Der Text wird deshalb allzu schnell als Aufforderung gelesen, Christen hätten sich unkritisch einer vermeintlich gottgewollten Ordnung zu unterwerfen.
Gerade hier darf aber der Kontext von Römer 13,1-7 nicht übersehen werden. Es geht eine wichtige Aufforderung zu christlicher Gelassenheit angesichts äußerer Anfechtungen voraus:
Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; gewährt jederzeit Gastfreundschaft! Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig! Haltet euch nicht selbst für weise! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Rächt euch nicht selber, liebe Brüder, sondern lasst Raum für den Zorn (Gottes); denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr. Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!
Paradoxe Interventionen
Allzu menschlich ist der Ruf nach Rache und Vergeltung, nach Revolution und Umsturz. Schon jetzt wird spekuliert, wann das Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump eingeleitet wird. Im Internet zählen die Uhren schon rückwärts, dem Ende seiner Amtszeit entgegen. Das alles verhärtet das Herz und verwirrt den Geist. Es ändert nichts, führt aber direkt in die Verbitterung. Paulus war sich zu seiner Zeit bewusst, dass das alles nichts an den Verhältnissen ändern wird. Deshalb mahnt er im Römerbrief, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Er benennt sie als gottgegeben, weil Gottes Wille gerade in diesen Verhältnissen offenbar werden soll. Wie wenig er die dem Staat gegenüber als obrigkeitshörige Duckmäuser denkt, mach er wenige Verse später deutlich:
Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
Jetzt sind wieder einmal Zeiten, das Gute zu tun. Jetzt! Gerade jetzt, wenn wieder Mauern, die andere aussperren, das eigene Volk einsperren, gilt es an die Mahnung Jesu zu erinnern, dass die Türen in das Reich Gottes wahrhaft schmal sind:
Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.
Des Wahnsinns fette Beute
Ob Donald Trump die Bibeln, auf die er geschworen hat, auch gelesen hat, erscheint fraglich. Bibeln zu besitzen, hat keinen Wert; das Wort Gottes muss Gestalt werden im Handeln, denn ein Glaube ohne Tat ist tot (vgl. Jakobus 2,18-20). Der neue US-Präsident hat am Ende seines Eides um die Hilfe Gottes gebeten. Es bleibt zu hoffen, dass er den Namen Gottes nicht zu sehr versucht hat und des Wahnsinns fette Beute wird wie manch ein Herrscher vor ihm. In jedem Fall aber sollten die, den Namen Gottes wahrhaft ehren, sich nicht gemein machen mit der Methode Trump und der Versuchung des Attackierens widerstehen. Die Waffen des Lichtes bestehen darin, trotz aller Anfechtung weiterhin das Gute zu tun. Das ist anstrengend, aber alternativlos. Niemand hat versprochen, dass Nachfolge in den Spuren des vom Kreuzestod Auferstandenen leicht ist. Aber gerade in dunklen Zeiten leuchten des Lichtes Waffen besonders hell. Gelassenheit ist das Gebot der Stunde. Wahrhaftigkeit auch. Mit grundständiger Staatsskepsis kommt Paulus deshalb zu dem Schluss:
Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, dass die Begierden erwachen.
Ehrensache
America first? Donald Trump spricht die Befindlichkeiten seiner Wähler an. Und die reagieren bereitwillig auf die dargebotenen Reize. Solche Begierden werden Amerika klein machen, denn:
Die Letzten werden die Ersten sein und die Ersten die Letzten.
Ob Donald Trump sich wirklich als Präsident aller Amerikaner versteht, daran kann man zweifeln. Zumindest die Vorgängerregierung, die Medien und die, die ihn nicht gewählt haben, scheinen nicht dazu zu gehören. Die Wahrheit wird zur Ehrensache. Hier und jetzt und ohne Abstriche! Christinnen und Christen können jetzt nicht mehr schweigen. Jetzt nicht weniger denn je. Christsein ist wieder einmal Ehrensache! Es geht um Maß und Mitte, um Mäßigung und Mut. Christen aller Länder, vereinigt euch! Die Welt mag nicht auf euch warten, aber das Reich Gottes muss sichtbar werden. Leuchtet, leuchtet mit den Waffen des Lichtes. Bleibt ruhig und gelassen. Lasst nicht nach. Selbst der kleinste Funke gereicht euch zur Ehre und bringt Licht ins Dunkel der Zeit.
Bildnachweis
Titelbild: Lichtschatten (Werner Kleine) – lizenziert als CC BY-SA 3.0.
Bild 1: Donald Trump amenaza Apple a cambiar su lugar de producción (iphonedigital) – Quelle: flickr – lizenziert als CC BY-SA 2.0.
Bild 2: Women’s March on Washington (Mobilus in Moblili) – Quelle: flickr – lizenziert als CC BY-SA 2.0
Bild 3: Anti-Trump protest announcement, Mission District, San Francisco (Quelle: Frank Schulenberg) – Quelle: Wikicommons – lizenziert als gemeinfrei.
Einzelnachweis
1. | ↑ | Vgl. hierzu Lucas Wiegelmann, Warum schwor Trump auf zwei Bibeln?, Welt online 20.1.2017, Quelle: https://www.welt.de/kultur/article161369521/Warum-schwor-Trump-auf-zwei-Bibeln.html [Stand: 22. Januar 2017]. |
2. | ↑ | Quelle: https://usa.usembassy.de/etexts/gov/gov-constitutiond.pdf [Stand: 23. Januar 2017] |
3. | ↑ | Vgl. hierzu David Brody, Exclusive: Donald Trump to Brody File: ‘I believe in God. I am Christian.’, CBN News online 4.11.2011, Quelle: http://www1.cbn.com/thebrodyfile/archive/2011/04/11/exclusive-donald-trump-to-brody-file-i-believe-in-god [Stand: 22. Januar 2017]. |
4. | ↑ | Vgl. hierzu Annette Ludwig, Antrittsrede von Trump: Kampfansage mit gereckter Faust, WZ online 20.1.2017, Quelle: http://www.wz.de/home/politik/specials/die-usa-unter-trump/antrittsrede-von-trump-kampfansage-mit-gereckter-faust-1.2359051 [Stand: 22. Januar 2017]. |
5. | ↑ | Vgl. hierzu Annette Ludwig, Antrittsrede von Trump: Kampfansage mit gereckter Faust, WZ online 20.1.2017, Quelle: http://www.wz.de/home/politik/specials/die-usa-unter-trump/antrittsrede-von-trump-kampfansage-mit-gereckter-faust-1.2359051 [Stand: 22. Januar 2017]. |
6. | ↑ | Donald Trump, Antrittsrede zur Amtseinführung als US-Präsident, 20.1.2017, Quelle: http://www.rp-online.de/politik/ausland/amtseinfuehrung-von-donald-trump-antrittsrede-im-wortlaut-deutsch-aid-1.6549346 [Stand: 22. Januar 2017]. |
7. | ↑ | Donald Trump, Antrittsrede zur Amtseinführung als US-Präsident, 20.1.2017, Quelle: http://www.rp-online.de/politik/ausland/amtseinfuehrung-von-donald-trump-antrittsrede-im-wortlaut-deutsch-aid-1.6549346 [Stand: 22. Januar 2017]. |
8. | ↑ | Donald Trump, Antrittsrede zur Amtseinführung als US-Präsident, 20.1.2017, Quelle: http://www.rp-online.de/politik/ausland/amtseinfuehrung-von-donald-trump-antrittsrede-im-wortlaut-deutsch-aid-1.6549346 [Stand: 22. Januar 2017]. |
9. | ↑ | Vgl. hierzu Matthias Kolb, Angeben, attackieren, ablenken, SZ online 22.1.2017, Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/neuer-us-praesident-angeben-attackieren-ablenken-1.3343642 [Stand: 22.1.2017]. |
10. | ↑ | Vgl. Donald Trump, Antrittsrede zur Amtseinführung als US-Präsident, 20.1.2017, Quelle: http://www.rp-online.de/politik/ausland/amtseinfuehrung-von-donald-trump-antrittsrede-im-wortlaut-deutsch-aid-1.6549346 [Stand: 22. Januar 2017]. |
11. | ↑ | Donald Trump, Antrittsrede zur Amtseinführung als US-Präsident, 20.1.2017, Quelle: http://www.rp-online.de/politik/ausland/amtseinfuehrung-von-donald-trump-antrittsrede-im-wortlaut-deutsch-aid-1.6549346 [Stand: 22. Januar 2017]. |
12. | ↑ | Vgl. FAZ online, Hunderttausende demonstrieren gegen Präsident Trump, 21.1.2017, Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/hunderttausende-frauen-demonstrieren-gegen-trump-14714828.html [Stand: 22. Januar 2017]. |
Einmal mehr habe ich auch im Fall der Berichterstattung über Trump die überregionale katholische Zeitung “Die Tagespost ” aus Würzburg hoch zu schätzen gelernt:
Schon lange vor seiner Wahl hat sie den Wahlkampf Trumps gegen das Establishment in dem Artikel “Kandidat wie aus Teflon” zutreffend analysiert.
Jetzt nun kann man dieses als “neueste Weisheit” landauf, landab überall nachlesen oder zu hören kriegen.
Am 21.01.2017 brachte die Tagespost eine Analyse über D. Trumps Bibelkenntnisse und seinen religiösen Glauben:
https://www.die-tagespost.de/politik/bdquo-Nichts-ist-wie-Gott-ldquo;art315,175563.
Beides scheint mir danach bei ihm eher dürftig bzw. problematisch ausgeprägt zu sein.
Auch der Tagespost-Artikel “Festgottesdienst für einen Pendelschlag” des deutschstämmigen in Kalifornien lebenden lutherischen Laientheologen Uwe Siemon-Netto in der Tagespost-Ausgabe vom 21.01.17 ist äußerst erhellend und zur Lektüre empfehlenswert für den wachsamen nüchternen Christen, um sich ein gewisses erstes Bild über diesen Präsidenten zu machen.
Immerhin löst D.Trump bereits in den ersten Tagen seiner Amtszeit als US-Präsident Wahlversprechen an z.B. christliche Lebensschützer ein und hat die millonenschwere staatliche Unterstützung für die Abtreibungsorganisation Planned Parenthood bereits gestrichen, wohingegen z.B. der pro life – Marsch künftig auch staatlich gefördert wird. Positiv.
Nach dem altrömischen Motto “Divide et Impera” (teile und herrsche) geht er gegen Staatenzusammenschlüsse wie NAFTA oder das Handelsabkommen mit einer asiatisch-pazifischen Staatengemeinschaft vor; vielleicht auch künftig gegen die EU. Stattdessen setzt er auf bilaterale Abkommen -z.B. künftig mit Großbritannien, in denen die Vereinigten Staaten der eindeutig und weitaus gravierendere Partner sind und die Spielregeln diktieren wollen.
Im Falle der Nichtwillfährigkeit des kleinen Partnerstaates kann man seitens USA dann andere kleinere Staaten gegen diesen ausspielen.
Die EU sollte das Spiel durchschauen und sich nicht auseinander bringen lassen, sondern im Gegenteil zu mehr Geschlossenheit finden, um gegen den “Großen Bruder” USA bestehen zu können.
Die Abschottung gegen Einwanderung aus Mexiko durch Errichtung einer Mauer scheint Donald Trumps nächstes Ziel zu sein.
Für problematisch erachte ich zudem seine derzeitige Haltung in Sachen Klimaschutz.
Am 28.1.2017 sendete das Domradio ein Live-Interview mit Dr. Werner Kleine zum Amtsantritt Donald Trumps. Dr. Werner Kleine nimmt im Gespräch mit Moderator Renardo Schlegelmilch aus biblischer Perspektive Stellung zur ersten Woche der Präsidentschaft Trumps – und ruft zur Gelassenheit auf. Das Interview gibt es hier zum Nachhören: