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„Kann das Leben einer christlichen Frau … im Einfordern und Beharren auf Selbsterfüllung bestehen?“, fragte die Schriftstellerin Beile Ratut anlässlich des Internationalen Frauentages und ihre Antwort war eindeutig: „Natürlich nicht.“1) Mit dem katholischen Philosophen und Theologen Romano Amerio als Gewährsmann verurteilte sie Feminismus als „eine Entwertung weiblicher Art und damit ihre völlige Schmälerung zum Männlichen“. Als Ehefrau und Mutter sei die Frau doch der Ort, wo der Mann lernt, was Liebe sei und was Dienen bedeute. Das wahre Selbst der Frau entdecke sie eben nur, wenn sie wie Christus dient: „er hat seinen Sinn eben nicht in der ‚Entfaltung seines Potentials‘ gesucht, nicht in Behaglichkeit, Machtausbau, Anerkennung oder der Beantwortung der Frage: ‚Wer bin ich wirklich?‘“. Beile Ratut vertritt das alte, christliche an Maria ausgerichtete Leitbild der als Mutter und Ehefrau – im Endeffekt Männern – dienenden Frau. Maria hat nicht ihre Selbstverwirklichung gesucht, sondern zum Engel Gabriel gesprochen:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt hast.
Doch die Gottesgebärerin, die von Paulus namentlich nicht einmal erwähnt wird, hat sich vollends zur Dienerin nicht eines Menschens, sondern Gottes gemacht. Und ihr Sohn Jesus dankt für ihre Sorge mit den abweisenden Worten:
Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?
Maria diente weder ihrem Ehemann noch ihrem Sohn, sondern sie stellte sich als Frau ganz in den Dienst ihres Gottes.2) Als Magd des Herrn ist sie ein Vorbild nicht nur für Frauen, sondern für jeden Christen, denn sie nimmt den Ruf Gottes in ihrem Leben an. Gott hat sie zur Mutter Jesu berufen und die Kirche hat sie zu ihrer Mutter erklärt. Durch sie hat die Kirche gelernt, was es bedeutet Gott zu lieben und zu dienen – selbst, wenn das eigene Kind einen zurückweist.
Vorbilder des Glaubens
Gleichberechtigung der Geschlechter im Dienst Gottes zeigte sich schon in der ersten Generation der Christen. Das Ehepaar Aquila und Priscilla, das zusammen als Zeltmacher arbeitete, unterstützte den Apostel Paulus nicht nur, sondern sie waren zusammen Ausleger des Wortes Gottes, die selbst einen erfahrenen Prediger noch belehren konnten (Apostelgeschichte 18,26). Priscilla diente nicht Aquila, sondern zusammen leiteten sie die Gemeinde in Ephesus (1 Korinther 16,19). Zusammen bezeugten sie den Glauben und wurden in ihrem Handeln zu einem Vorbild der entstehenden Kirche. Im Brief an die Römer schreibt Paulus:
Grüßt Prisca3) und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Kopf hingehalten haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der Heiden sind ihnen dankbar.
Priscilla ist ein Vorbild für die Rolle der Frau in der Kirche. Und sie ist im Neuen Testament keine Ausnahme. Zum Beispiel hebt Paulus auch Phöbe im Besonderen hervor:
Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die auch Dienerin der Gemeinde von Kenchreä ist: Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht; denn für viele war sie ein Beistand, auch für mich selbst.
Paulus selbst bezeichnet sein Verkündigungs- und Leitungsamt mit dem Wort διάκονος (gesprochen: diakonos), das er hier auch für Phöbe verwendet. Zudem bezeichnet er sie noch als Patronin vieler Christen. Priscilla und Phöbes Lebensgestaltung war ein leitender Gottesdienst.
Selbst Gott!
Ja, gemäß dem Buch Numeri dient eine Frau sogar rechtmäßig, wenn sie die Konfrontation nicht nur mit den herrschenden Männern, sondern auch mit Gott sucht. Nachdem die sündige Wüstengeneration gestorben ist, lässt Gott das Volk zählen und bereitet so die Landverteilung nach der Landnahme vor und entscheidet:
An diese Männer soll das Land als Erbbesitz verteilt werden, entsprechend der Zahl der Namen.
Gegen diese Entscheidung protestieren fünf Frauen: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza – die Töchter des verstorbenen Zelofhads. Ihr Vater war gestorben, ohne einen Sohn zu hinterlassen. In der patriarchal strukturierten Gesellschaft bedeutet dies für diese fünf Frauen, dass sie keinen Versorger und keinen Fürsprecher mehr haben. Ihr Schicksal liegt in ihrer Hand und sie schweigen nicht:
Die Töchter Zelofhads, des Sohnes Hefers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, aus den Sippen Manasses, des Sohnes Josefs, traten heran. Dies waren die Namen seiner Töchter: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza. Sie stellten sich vor Mose und vor den Priester Eleasar und vor die Anführer und die ganze Gemeinde an den Eingang des Offenbarungszeltes und sagten:
Sie lassen sich nicht durch jemanden repräsentieren in ihrem Anliegen. Sie konfrontieren nicht nur die Verantwortungsträger, sondern erheben ihre Stimme im Angesicht des gesamten Volkes. Als Ort hierfür ist nicht einfach irgendein Ort gewählt, sondern das Offenbarungszelt: das Zentrum des Volkes, dort wo Gott mitten in seinem Volk anwesend ist. Nur Mose und Aaron war es gestattet in dieses Zelt zu gehen und die fünf Töchter stellen sich direkt an den Eingang, um sich mit ihrem Anliegen vor dem Volk und vor Gott Gehör zu verschaffen:
Unser Vater ist in der Wüste gestorben. Er war aber nicht inmitten der Gemeinde, die sich in Korachs Gefolge gegen den HERRN zusammengerottet hatte, sondern er ist wegen seiner eigenen Sünde gestorben. Aber er hinterließ keine Söhne. Warum soll nun der Name unseres Vaters aus der Mitte seiner Sippe verschwinden, weil er keinen Sohn hatte? Gib uns Grundbesitz bei den Brüdern unseres Vaters!
Der Vater ist tot und sie stehen nun mittellos dar, weil sie Frauen sind. Das Gesetz bestraft sie und mindert damit auch das Andenken an ihren Vater. Die Töchter stellen klar, dass ihr Vater sich nicht mit Korach gegen Mose und Aaron zusammengerottet hatte (siehe Numeri 16). Er ist so wie die gesamte Generation, die aus Ägypten ausgezogen war, wegen dem Unglauben eines natürlichen Todes in der Wüste gestorben. Während die Söhne der als sündig bezeichneten Exodus-Generation aber ihren Anteil am verheißenen Land erhalten werden, gilt dies für die Töchter nicht. Diese Ungerechtigkeit klagen sie an – und Gott spricht ihnen das Recht zu:
Da übergab Mose ihre Rechtssache dem HERRN und der HERR sprach zu Mose: Die Töchter Zelofhads haben recht geredet. Du musst ihnen vererbbaren Grundbesitz bei den Brüdern ihres Vaters geben, also den Erbbesitz ihres Vaters auf sie übertragen.
Der Gott der Gerechtigkeit sieht die Ungerechtigkeit seiner Gesetzgebung ein. Die fünf Frauen haben recht und er revidiert seinen Willen. Sie haben gegen Gott eine Gesetzesänderung erwirkt und Gott erlässt ein neues, gerechtes Gesetz (Numeri 27,8-11). Sie haben als Töchter ihre Stimme erhoben und darin ihrem ganzen Volk gedient. In ihrer Liebe zu ihrem Vater haben sie den Konflikt gesucht und selbst Gott überzeugt. So entsteht aus einer ungerechten Situation ein gerechtes Recht – und Mose wird zum Vorbild der herrschenden Männer, die ihr Ohr für die Anliegen der benachteiligten Frauen öffnen.
Dienen!
Beila Ratut sieht eine Welt, die „wie der Teufel ruft: ‚Lebe wie es dir gefällt!‘“, und in ihr rennen feministische Frauen in ihre eigene Selbstverneinung: „dann gibt man sich natürlich nicht mit dem Katzentisch zufrieden, nicht mit Aufopferung und Dienen, dann genügt auch die Mutterschaft nicht.“ Doch Aufopferung und Dienen beschränkt sich für eine Frau eben nicht nur auf die Mutterschaft. Ja, Gott hat Mann und Frau erschaffen, damit sie ihm als seine Kinder in der Welt dienen – sei es als eine Priscilla, eine Phöbe, eine Maria oder wie Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza.
Bildnachweis
Einzelnachweis
1. | ↑ | „Die unsinnige Suche nach dem Selbst“, Beile Ratut, Die Tagespost, 6. März 2019 [Stand: 10.03.2019]. |
2. | ↑ | Siehe dazu aber auch: “Die Überwindung. Ein Plädoyer gegen christlichen Kulturpessimismus und für eine schicksalsfreundliche Verkündigung”, Werner Kleine, hier auf unserem Weblog. |
3. | ↑ | Der in der Apostelgeschichte verwendete Namen Priszilla ist ein Diminutiv des Namens Prisca. |
Lieber Herr Steiner,
bei der Vorbereitung der Bibelstunde zu Lukas 8,1-3 bin ich auf ihre Auslegung zum Thema “Dienende Frau” gestoßen.
Sie haben das treffend ausgearbeitet und es ist mir eine gute Unterstützung. Besonders zu 4.Mose 27 und zu den Aussagen des Paulus zu Schwester Phöbe u.a.
Ich wünsche ihnen Gottes Segen damit auch sie noch vielen dienen können. Herzlichen Dank!
Das freut mich sehr! Ich wünsche Ihnen eine gute Bibelstunde!