Kapitel
Pastoralia

Das Internet ist kein Ort Gedanken eines Neutestamentlers zur „digitalen Kirche“


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Der kommunikative Fortschritt wurde schon zu vielen Zeiten als Teufelszeug verurteilt. Bereits Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks wurde von vielen einflussreichen Persönlichkeiten als Werk des Widersachers betrachtet:

„Wie soll der Geist Gottes, der sich durch die Hand des Schreibers beim Schreiben einer Handschrift manifestiert, durch eine Druckmaschine wirken können? Hatte man nicht das Wichtigste beim Buch, Gottes Geist nämlich, durch die maschinelle Produktion einfach verworfen?“1)

Heute hingegen gilt die durch die Erfindung Gutenbergs ermöglichte massenhafte Produktion und Verbreitung gedruckter Worte nicht nur als eine wichtige Wegbereitung der Reformation; auch erscheint das gedruckte Buch in vielen, gerade geisteswissenschaftlichen Disziplinen offenkundig als einzige wissenschaftsadäquate Form der Publikation. Es wundert daher kaum, dass gerade traditionsbewusste Institutionen wie die Kirchen vor allem auf das gedruckte Wort setzen und unbeirrt Papiere, Statements, Denkschriften, Arbeitshilfen, Erklärungen und Orientierungshilfen produzieren, deren Rezeption selbst bei den dezidiert erklärten Zielgruppen meist auf wenig Interesse stößt. Prototypisch für die Haltung der Produzenten solcher ekklesial verklärter Selbstvergewisserungen scheint die Ansicht zu sein, dass man immerhin etwas zu Papier gebracht habe. Es ist geschrieben worden, wen interessiert es schon, ob es auch gelesen wird. Und Gedrucktes kann man immerhin dekorativ präsentieren.

Ein neues Zauberwort

Mittlerweile ist die Kommunikation erneut in neues Land vorgestoßen. War man bei den vielfältigen Formen gedruckter Kommunikation noch auf den Goodwill von Verlagen angewiesen, die – wollte man sich nicht selbst in die finanziellen Risiken der Produktion und der Verbreitung der schwarz auf weiß fixierten eigenen Ergüsse begeben – die eigenen Gedanken in die weite Welt warfen, erscheint das Internet vielen als Neuland unbegrenzter Möglichkeiten. Jeder kann nun ohne großen Aufwand und mit wenig finanziellem Risiko zum Sender seiner mehr oder weniger tiefschürfenden Erkenntnisse sein. Das neue Zauberwort der Gegenwart lautet deshalb „digitale Kommunikation“.

Statt des Goodwills von Verlegern, regiert nun der sich selbst im Zustand des Godwills wähnende Menschen, der über eine Tastatur und einen Internetanschluss verfügt. Das schafft nicht nur ungeahnte Möglichkeiten der Verbreitung von Wissen; auch Phänomene wie Shitstorms, Hatespeech, und Fake News sind Begleiterscheinungen, die im noch unerschlossenen Neuland auf die Pioniere der weiten wilden Welt des Internets warten. Die hart errungenen kommunikativen Regeln des analogen Anstandes, die eine zivilisierte Kommunikation erst möglich machen, scheinen im Neuland der digitalen Welt für viele wieder fremd zu sein. Dass die moderne digitale Kommunikation jedoch gewisse technische Grundkenntnisse voraussetzt, lässt vielen traditionsbewussten Menschen die Verheißungen der neuen Welt wieder wie Teufelszeug erscheinen. So befürchtet etwa die evangelische Theologin Margot Käßmann, dass im Internet ein Kulturverlust drohe2).

Die Notwendigkeit medialer Inkulturation

Auch wenn manche Kirchenvertreterinnen und –vertreter das Internet noch mit skeptischen Augen betrachten – die mediale Kommunikation hat mit den vielfältigen Möglichkeiten des weltweiten Netzes einen irreversiblen Fortschritt gemacht. Man kann die Realität verleugnen; sie wird dennoch wirklich bleiben. Wenn die Kirche ihre Botschaft an die Menschen von heute vermitteln möchte, wird sie nicht an den modernen Formen medialer Kommunikation vorbeigehen können. Kristin Merle macht darauf aufmerksam, dass

„Kirchen (…) das Netz immer noch zu sehr im Modus der ‚alten’ Printmedien [nutzen].“3)

Die Kirchen sind zu wenig auf die kommunikativen Dimensionen des Internets vorbereitet. Bedrucktes Papier hielt still, wer schrieb, der blieb, Widerstand war eigentlich zwecklos. Die einen schrieben, die anderen hatten zu lesen – oder sie lassen es eben bleiben. Im Internet hingegen folgt die Antwort auf strittige Thesen meist auf dem Fuß – mit all den merkwürdigen Begleiterscheinungen, die eine medial vermittelte Kommunikation, bei der das Gegenüber kein Gesicht mehr hat, haben kann.

Das große Missverständnis

Es ist diese kommunikative Dimension des Internets, das eine wichtige Chance birgt. Die Kirchen scheinen darauf aber schlecht vorbereitet. Sei verstehen das Internet nur als eine digitalisierte Variante des analogen Buches. Man dekretiert weiterhin, ohne sich um die naturgemäß einstellenden Feedbacks und Reaktionen zu kümmern. So stellt Hannes Leitlein mit Blick auf die Fähigkeit Luthers, die neuen Medien seiner Zeit perfekt zu nutzen angesichts der modernen Herausforderungen fest:

„Wo von Digitalisierung die Rede ist, denken selbst progressive Kirchenleute meist nur an die Zahl der Schafe, die sich in der schönen neuen Digitalwelt mit den alten Wahrheiten erreichen lassen: Konnten bisher Tausende mit einer Idee erreicht werden, mit Fernsehen oder Radio vielleicht sogar Millionen, dann überträgt das Internet einen Gedanken live in die ganze Welt, schwärmen sie. Das, so entgegnen Kritiker, wird die Kirche auch nicht retten. Beides stimmt und ist falsch zugleich. Denn beiden Positionen liegt ein Missverständnis zugrunde.“4)

Als Beispiel – stellvertretend für viele andere – erwähnt er den Umgang des EKD-Vorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm mi den sozialen Medien, der

„bei Facebook täglich kleine Texte [veröffentlicht], ab und zu ein Foto – und erreicht jedesmal Hunderte. In Kirchenkreisen wird er dafür bewundert, sein digitales Wagnis hat ihm den Spitznamen ‚Padford-Strohm’ eingebracht. Auf Kommentare reagiert er jedoch fast nie. Sozial wird ein Netzwerk aber erst dann, wenn Menschen interagieren, wenn sie, nachdem sie auf “Senden” geklickt haben, auf Empfang schalten. Beim Ratsvorsitzenden dagegen ist das Sendungsbewusstsein im digitalen Raum von der Empfängnisverhütung nur schwer zu trennen. Die Frage sei erlaubt: Hat er die Technik, derer er sich bedient, im Letzten wirklich verstanden?“5)

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Das Geheimnis digitaler Kommunikation liegt in der Analogie des binären Codes: Sein oder Nicht-Sein - Begegnung oder Nicht-Begegnung entscheidet über das Gelingen.

Auch Paulus hätte ...

Als Gewährsmann für die Herausforderungen kommunikativer Fortschritte musste und muss zu allen Zeiten der Heidenmissionar Paulus herhalten. Auch Paulus würde heute das Internet benutzen, hätte einen Facebook-Account und würde mindestens einen Weblog mit integriertem Podcast betreiben. Das ist durchaus möglich. Aber Paulus ist es nie um das Medium an sich gegangen. Das Medium seiner Zeit war der Brief. Briefliche Kommunikation war aber immer nur Mittel zum Zweck – ein Medium halt. Der Brief repräsentierte die persönliche Gegenwart des Absenders, ersetzte sie aber nicht. So schreibt Paulus im Brief an die Römer:

In Christus Jesus kann ich mich also vor Gott rühmen. Denn ich würde es nicht wagen, von etwas zu reden, was Christus nicht durch mich bewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu führen, in Wort und Tat, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus in weitem Umkreis bis nach Illyrien überall das Evangelium Christi zur Erfüllung gebracht. Dabei habe ich meine Ehre dafür eingesetzt, das Evangelium nicht dort zu verkünden, wo der Name Christi schon bekannt gemacht war, um nicht auf einem fremden Fundament zu bauen; sondern wie geschrieben steht: Sehen werden die, denen nichts über ihn verkündet wurde, und die werden verstehen, die nichts gehört haben. Das ist es auch, was mich immer wieder gehindert hat, zu euch zu kommen. Jetzt aber habe ich in diesen Gegenden kein Arbeitsfeld mehr, habe aber seit vielen Jahren das Verlangen, zu euch zu kommen, wenn ich einmal nach Spanien reise; denn auf dem Weg dorthin hoffe ich euch zu sehen und dann von euch für die Weiterreise ausgerüstet zu werden, nachdem ich mich zuerst eine wenig an euch erfreut haben. Römer 15,17-24

... die digitale Welt zur Ankündigung einer analogen Begegnung genutzt

Die Ausführungen des Paulus sind bemerkenswert. Er kündigt nicht nur seinen bevorstehenden Besuch an, für den die medial vermittelte briefliche Kommunikation eben kein Ersatz ist. Er hat geradezu eine ἐπιποθία (gesprochen: epipothía), ein sehnsüchtiges Verlangen nach der direkten Begegnung mit der christlichen Gemeinde zu Rom (vgl. Römer 15,23). Der Brief dient der Ankündigung und Vorbereitung dieser Begegnung, denn er hofft darauf, von der Gemeinde für die Weiterreise ausgerüstet zu werden.

Bemerkenswerterweise will er aber in der Gemeinde offenkundig nicht predigen. Er braucht es nach eigener Auskunft auch nicht, denn die Gemeinde besteht ja schon. Er verkündet nur dort, wo das Evangelium noch nicht verkündet wurde. Er beschreibt, wie er verkündet: In Wort (λόγος – gesprochen: lógos) und Tat (ἔργον – gesprochen: érgon) und in der Kraft von Zeichen und Wundern (ἐν δυνάμει σημείων καὶ τεράτων – gesprochen: en dynámei semeíon kaì teráton). Das sind alles analoge Aspekte, die nur bei unmittelbarer Anwesenheit wirken. Zeichen und Wunder, die medial vermittelt werden, unterliegen immer dem Verdacht von Fake News. Taten und Worte, die nicht unmittelbar wirken, sondern bloß medial vermittelt werden, können jederzeit abgeschaltet werden. Nicht ohne Grund stellt Paulus, Psalm 19,5 zitierend6), fest:

Folglich wird der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch die Worte Christi. Römer 10,17 (Übersetzung WK)

Der Urtext verwendet hier zum einen das Wort ἀκοή (gesprochen: akoé), das ebenso „Hörfähigkeit“ wie das „Anhören“ meint. Es bezeichnet also einen konkreten physisch-sinnlichen Vorgang, der zu Zeiten des Paulus eben noch nicht medial vermittelt möglich war. Damit korrespondieren die „Worte Christi“, die gehört werden sollen, für die der Text den Terminus ῤῆμα (gesprochen: rhêma) verwendet, der explizit das gesprochene Wort bezeichnet.

Don’t feed the troll

Demzufolge kann in der paulinischen Tradition Verkündigung nur in unmittelbarer, analoger Gegenwart wirksam geschehen. Die mediale Form der Briefe dienen der Ankündigung von Besuchen oder der Beantwortung von Fragen; sie ersetzen aber die konkrete Begegnung nicht. Das gilt gerade für den Konflikt. So schreibt Paulus im 1. Korintherbrief angesichts aufkommender Kritik an ihm in der korinthischen Gemeinde:

In der Annahme, dass ich nicht selber zu euch komme, haben sich einige wichtig gemacht. Ich werde aber bald zu euch kommen, wenn der Herr will. Dann werde ich diese Wichtigtuer nicht auf ihre Worte prüfen, sondern auf ihre Kraft. Denn nicht in Worten erweist sich die Herrschaft Gottes, sondern in der Kraft. 1 Korinther 4,18-20

Konflikte können nur unmittelbar geklärt werden. Es scheint fast, als mache Paulus im Konflikt eine Erfahrung, die denjenigen ähnelt, die heute mit Shitstorms und Hatespeech zu kämpfen haben. Wer hier nur schriftlich agiert, füttert den Troll nur. Erst die unmittelbare Begegnung in der analogen Welt ist in der Lage, die digitale Illusion und Anonymität zu überwinden hin zu echter mitmenschlicher Kommunikation. Dass Paulus sich dabei der Risiken ebenso bewusst ist, wie der zu Gebote stehenden analogen Mittel zeigt sein abschließender Satz:

Was zieht ihr vor: Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder mit Liebe und im Geist der Sanftmut? 1 Korinther 4,21

Auch wenn man die von Paulus gewählten analogen Mittel der Konfliktbewältigung nicht zwingend gutheißen muss – seine Reaktion zeigt, dass er sich bewusst war, dass nur eine unmittelbare Begegnung eine Lösung aus dem Konflikt schaffen wird.

Wer nur schreibt, zeigt Feigheit vor dem Feind

Tatsächlich aber ist Paulus den angekündigten Besuch, von dem er auch in 1 Korinther 16,5 noch einmal spricht, wohl schuldig geblieben, sondern hat stattdessen einen Brief an die Gemeinde geschrieben:

Ich entschloss mich, nicht noch einmal zu euch zu kommen und euch zu betrüben. Wenn ich euch nämlich betrübe, wer wird mich dann erfreuen? Etwa der, den ich selbst betrübt habe? Und eben dies habe ich geschrieben, um nicht bei meinem Kommen von denen betrübt zu werden, die mich erfreuen sollten; ich bin sicher, dass meine Freude auch die Freude von euch allen ist. Denn ich schreib euch aus großer Bedrängnis und Herzensnot, unter vielen Tränen, nicht um euch zu betrüben, nein um euch meine übergroße Liebe spüren zu lassen. 2 Korinther 2,1-4

Offenkundig ist es in Korinth zu einem Zwischenfall gekommen (vgl. 2 Korinther 2,5), die Paulus zu einer überstürzten Abreise veranlasst hat. Er ist der direkten Konfrontation nicht aus dem Weg gegangen, sondern hat einen Brief geschrieben, der in der Exegese auch als Tränenbrief bezeichnet wird. Dieser Tränenbrief ist nicht erhalten, hat aber in der Gemeinde offenkundig zu einer diffusen Irritation geführt. Man hat zwar den Urheber des Konfliktes zur Rechenschaft gezogen, weiß aber nicht, woran man nun mit Paulus ist. Schrift hält still, nur analoge Worte zählen, denn nur hier stehen Mimik, Gestik, Tonfall und anderes mehr als Interpretament des Gesagten zur Verfügung. Auch Rede und Gegenrede sind unmittelbar möglich. Die schriftliche Kommunikation kann den direkten Kontakt nicht ersetzen – so kunstvoll Paulus sie auch beherrscht. Nicht ohne Grund muss er sich deshalb einen grundlegenden Vorwurf gefallen lassen:

Ich möchte nicht den Anschein erwecken, als wollte ich euch durch meine Briefe einschüchtern. Ja, die Briefe, wird gesagt, die sind wuchtig und voll Kraft, aber sein persönliches Auftreten ist matt und seine Worte sind armselig. Wer so redet, der soll sich merken: Wie wir durch das geschriebene Wort aus der Ferne wirken, so können wir auch in eurer Gegenwart tatkräftig auftreten. 2 Korinther 10,9-11

Die Macht analoger Begegnung

Paulus erkennt, dass nur echte Gegenwart wirklich wirksam ist. Das geschriebene Wort mag die Distanz räumlicher Ferne provisorisch überbrücken. Tatkräftige Macht hat nur die analoge Begegnung. An ihr führt kein Weg vorbei.

Tatsächlich dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass Paulus sich zur Überbrückung der räumlichen Distanzen heute auch der kommunikativen Möglichkeiten des Internets bedient hätte. Möglicherweise hätte das ihm sogar manchen Kummer erspart, wären seine Ansichten doch heute in Sekundenschnelle per Mail bei seinen Adressaten gewesen, wo zu seinen Zeiten Briefe tage-, wenn nicht wochenlang unterwegs waren und die Antwort ebenso lang auf sich warten ließ. Auch heute aber würde für ihn gelten, dass auch die moderne digital-mediale Kommunikation eben immer nur eine mittelbare ist, die den unmittelbaren Kontakt nicht ersetzen kann.

Digitale Kirche gibt es nicht

Die Jüngerinnen und Jünger Jesu, die sich in der Gegenwart mit Furcht und Zittern den Herausforderungen des Neulands entgegenstellen, müssen das offenkundig neu lernen. Das neue Zauberwort von der „digitalen Kirche“ macht bereits die Runde, verbunden mit dem Ruf nach der Gründung eines Kompetenzzentrums „Digitale Kirche“, der Einrichtung von Stabsstellen bei Kirchenämtern und Ordinariaten, der Auslobung eines Praxis-Preises, der Gründung einer modernen Kommunikationsagentur für Multimedia und Social Media und der Einrichtung einer Vernetzungsrunde7). Neben diesen tollen, neu aufgewärmten Ideen alter, nicht bewährter Strategien, die vornehmlich der kirchlichen Selbstbeschäftigung dienen, wird vor allem auch die Einrichtung regelmäßiger Konferenzen zur Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft8) empfohlen. Selbst die selbsternannten digitalen Pionier*innen9) scheinen also das Medium mit der Botschaft zu verwechseln. Das Medium ist immer nur Mittel zum Zweck. Ein Glaube, der vom Hören kommt, braucht aber nicht nur konkrete Begegnung. Gehört werden soll ja das Wort, von dem Johannes zu Beginn seines Evangeliums sagt:

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Johannes 1,14a

Fleisch (σάρξ – gesprochen: sárx) – das ist zu konkret, um virtuell zu sein. Das Wort Gottes sucht nach Gestaltwerdung, Konkretion, echter fleischlicher, analoger, konkreter Begegnung. Die modernen medialen Möglichkeiten können dabei helfen, diese Begegnungen anzubahnen. Ersetzen können sie sie noch weniger, als weiland die Briefe, die Paulus an seinen Gemeinden schrieb. Er kannte seine Adressaten immerhin noch persönlich. Die Anonymität des Netzes stellt hingegen ganz eigene Herausforderungen.

Es sind Herausforderungen, denen sich die Kirche stellen muss. Hier kann sie viel über das Denken, Sehnen, Glauben und Fühlen der Menschen lernen10). Hier können die Verkünderinnen und Verkünder von heute Kontakte anbahnen und sich in Diskussionen einmischen. Die Weitergabe des Glaubens aber wird nur dann geschehen, wenn es gelingt, die digitale Kommunikation in die analoge Welt echter Begegnung zu führen. Die Forderung nach einer digitalen Kirche erzählt mehr von der Angst dieser echten, wahrhaft körperlichen Auseinandersetzung, als es den selbsternannten Pionierinnen und Pionieren der neuen Welt liebt ist.

Das ist der eigentliche Lebensquell der Kirche: Gelingende Verkündigung in echter Begegnung. Alles andere ist eine bloß virtuelle Illusion.

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Bildnachweis

Titelbild: Kirche und moderne Kommunikation (Foto: Werner Kleine) – lizenziert als CC BY-SA 3.0 DE.

Bild 1: Binärcode (geralt) – Quelle: pixabay.com – lizenziert als CC0 Public domain.

Video: Kath 2:30: Episode 14 – Kirche im Web 2.0 (Katholische Citykirche Wuppertal/Christoph Schönbach) – Quelle: Vimeo – alle Rechte vorbehalten.

Einzelnachweis   [ + ]

1. Rafael Ball, Was Bibliotheken von Bibliotheken wirklich bleibt. Das Ende eines Monopols – ein Lesebuch, Wiesbaden 2013, S. 92.
2. Margot Käßmann, Im Internet droht ein Kulturverlust, in: Bild online, 28.2.2015, Quelle: http://www.bild.de/politik/inland/margot-kaessmann/es-ist-ein-kulturverlust-wie-manche-im-internet-die-sau-rauslassen-39957426.bild.html [Stand: 2. April 2017].
3. Kristin Merle, Kein #Neuland mehr?. Wer wissen will, was Menschen beschäftigt, kann im Netz nachlesen, feinscharz.net 27.3.2017, Quelle: http://www.feinschwarz.net/kein-neuland-mehr-wer-wissen-will-was-menschen-beschaeftigt-kann-im-netz-nachlesen/ [Stand: 2. April 2017].
4. Hannes Leitlein, Und wie wir wandern im finstern Digital, in: Zeit online, 24.3.2017, Quelle: http://www.zeit.de/2017/13/digitalisierung-medien-martin-luther-kirchen-reformation-netz [Stand: 2. April 2017].
5. Hannes Leitlein, Und wie wir wandern im finstern Digital, in: Zeit online, 24.3.2017, Quelle: http://www.zeit.de/2017/13/digitalisierung-medien-martin-luther-kirchen-reformation-netz [Stand: 2. April 2017].
6. Vgl. Römer 10,18.
7. Vgl. hierzu „Ingo“ [EKD Jugend], Digitale Kirche: Unsere Ideen für den Rat EKD, 28.3.2017, Quelle: http://ekdjugend.tumblr.com/post/158937067772/digitale-kirche-unsere-ideen-für-den-rat-ekd [Stand: 2. April 2017].
8. Vgl. hierzu „Ingo“ [EKD Jugend], Digitale Kirche: Unsere Ideen für den Rat EKD, 28.3.2017, Quelle: http://ekdjugend.tumblr.com/post/158937067772/digitale-kirche-unsere-ideen-für-den-rat-ekd [Stand: 2. April 2017].
9. Vgl. hierzu „Ingo“ [EKD Jugend], Digitale Kirche: Unsere Ideen für den Rat EKD, 28.3.2017, Quelle: http://ekdjugend.tumblr.com/post/158937067772/digitale-kirche-unsere-ideen-für-den-rat-ekd [Stand: 2. April 2017].
10. So auch Kristin Merle, Kein #Neuland mehr?. Wer wissen will, was Menschen beschäftigt, kann im Netz nachlesen, feinscharz.net 27.3.2017, Quelle: http://www.feinschwarz.net/kein-neuland-mehr-wer-wissen-will-was-menschen-beschaeftigt-kann-im-netz-nachlesen/ [Stand: 2. April 2017]: „Was Menschen umtreibt, liegt offen wie nie vor uns. Schien die Transformation der Religion bzw. des Religiösen in den letzten Jahrzehnten plausibel mit Stichworten wie Deinstitutionalisierung, Ausdifferenzierung, Individualisierung und Privatisierung beschrieben zu sein, unterliegen Religion bzw. Religiosität im Zusammenhang der neuen Medien einer neuen und folgenreichen Form der Entprivatisierung: Öffentlich werden Privates und Persönliches im Netz von Vielen nach gusto geteilt, Weltanschauungen diskutiert, Themen religiös traktiert. Effekte der Synkretisierung verstärken sich durch die translokale, interkulturelle u.a. Interaktion von Akteuren und Akteurinnen online. Die Digitalisierung potenziert also die Transformation des Religiösen.“
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