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Ecclesiastica·Pastoralia

Berührt, geführt? Wer Menschen zu Christus führen will, muss selbst berührbar sein


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Impatiens parviflora – kleines Springkraut, im Volksmund in manchen Gegenden auch „Kräutlein ‚Rühr mich nicht an‘“ genannt, eine Pflanze der Balsaminengewächse, deren 1,5-2 cm große Kapselfrüchte selbst bei zartesten Berührungen ihren Samen ausschleudern. Ein fallender Regentropfen genügt schon, um der floralen Vermehrung Vorschub zu leisten. Es ist viel Energie in diesen kleinen Kapselfrüchten, die imstande sind, den Samen bis zu 3,4 Meter fortzuschleudern. Eine kleine Berührung genügt und die Frucht explodiert – impatiens eben, ungeduldig, so als ob die Pflanze darauf warten würde, dass sie aus der duldsamen Erstarrung erlöst wird. Müsste der Volksmund die Pflanze da nicht eher „Kräutlein, rühr mich an‘“ nennen? Vielleicht ist es die Inflation der Kapsel, das an Erschrecken erinnernde Zusammenzucken, das zu der paganen Bezeichnung führte. Die Pflanze aber braucht den Impuls von außen. Biologie folgt hier der Physik. Ohne Berührung keine Vermehrung.

Vermehrung durch Berührung

Die Fortpflanzungsstrategie des kleinen Springkrautes ist äußerst erfolgreich. Man findet das Pflänzchen weit verbreitet auf der nördlichen Halbkugel der Erde – von Zentralasien bis nach Mitteleuropa und als Neophyt mittlerweile auch in Nordamerika. Die Pflanze lehrt, wieviel Lebensenergie in der Macht der Berührung steckt. Ein kleiner Impuls nur genügt, um aus anfänglich Unscheinbarem schlussendlich doch Großes zu vollbringen.

Was am kleinen Springkraut so augenfällig erscheint, ist tatsächlich ein Grundprinzip der Schöpfung. Aller Vermehrung geht eine Berührung voraus. Ei- und Samenzelle müssen in Kontakt zueinanderkommen, die Pollen müssen sich mit dem Blütenstempel verbinden; selbst die Stecklingsvermehrung kann nur gelingen, wenn der Steckling vorher an der Mutterpflanze hing. Dem Neuen geht immer eine Berührung voraus.

Grenzüberschreitungen

Dabei bedeutet jede Berührung immer auch eine Grenzüberschreitung. Selbst Pflanzen haben hier Strategien entwickelt, um sich gegen ungewünschte Berührungen zur Wehr zu setzen. Abgefressen zu werden gehört sicher nicht zu den Berührungen, auf denen für die Fraßplanze evolutiver Segen liegt. Mittlerweile weiß man, dass betroffenen Pflanzen Botenstoffe aussenden können, die bei artverwandten Nachbarpflanzen etwa zur Produktion von Bitterstoffen führen, die sie für den hungrigen Pflanzenfresser unappetitlich werden lässt. Berührungen sind daher ambivalent. Nicht jeder Berührung ist erwünscht, gerade weil ihr etwas Intimes innewohnt. Berührungen durchbrechen jede Armlänge Abstand, sie sind eindringlich und penetrant, vereinnahmend und bemächtigend. Ist es ein Wunder, wenn die Berührung der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist zum Zwecke der Fleischwerdung des göttlichen Logos mit einem Wort beschrieben wird, das im Griechischen auch zur Beschreibung von Akten feindlicher Übergriffe verwendet wird?

Der Engel antwortete ihr [der Maria, WK]: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Lukas 1,35

Das „über dich kommen“ übersetzt das griechische Verb ἐπέρχεσθαι (gesprochen: epérchesthai). Nach Auskunft des griechisch-deutschen Wörterbuches zum Neuen Testament von Walter Bauer wird dieses Wort auch für das Eintreffen von „widerwärtigen Ereignissen“ oder eben zur Beschreibung gegnerischer Angriffe verwendet wird1). Jenseits dieser ambivalenten Assoziationen zeigt die Verwendung des Verbs die der göttlichen Berührung innwohnende Macht an.

Die Macht der Berührung

Berührungen spielen auch in den Machterweisen und Zeichen, die Jesus vollbringt, eine wichtige Rolle. Auch sie zeichnen sich oft durch eine grenzüberschreitende Intimität aus, die sowohl von Jesus selbst intendiert sein kann, bisweilen aber auch von denen ausgeht, die glaubend ihre ganze Hoffnung in Jesus setzen. So ist es etwa bei der Erzählung der Heilung der blutflüssigen Frau, die in den synoptischen Evangelien in die Erzählung der Heilung der Tochter des Jaïrus (vgl. Markus 5,21-43 parr) eingeflochten ist:

Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluss litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Und sofort versiegte die Quelle des Blutes und sie spürte in ihrem Leib, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Markus 5,25-34 parr

Das Wort „berühren“ (ἅπτειν – gesprochen: háptein) kommt hier gleich viermal vor. Tatsächlich intendiert der Text die Berührung sowohl als Grenzüberschreitung, wenn Jesus auf die Berührung zuerst irritiert reagiert; gleichzeitig wird aber auch die der Berührung innewohnende Macht deutlich, wenn Jesus spürt, wie eine Kraft von ihm ausströmt. Die Berührung bewirkt eine Veränderung der Gegebenheiten. Der physische Kontakt bewirkt auch hier neues Leben – und das ganz konkret, nicht bloß geistlich-virtuell.

Berührende Begegnungen

Der Blick in eine Konkordanz bestätigt den ersten Befund. Gerade in den synoptischen Evangelien spielen mit dem Verb ἅπτειν verbundene Berührungen Jesu eine bedeutsame Rolle – und zwar sowohl aktiv wie passiv. Die Synoptiker verwenden das Wort nicht weniger als 33mal – oft eben im Zusammenhang mit Heilungserzählungen. Immer spielt dabei das grenzüberschreitende Moment eine bedeutsame Rolle, oft eben auch die Schaffung einer Intimität, die bei näherer Betrachtung durchaus verstören kann – wie etwa bei der Heilung des Taubstummen:

Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen. Markus 7,31-37 par

Der Text ist bei näherer Betrachtung durchaus drastisch. Die Bitte, dem Taubstummen „bloß“ die Hände aufzulegen, beantwortet Jesus mit einer mehr als intimen Geste. Lassen Sie, liebe Leserin und lieber Leser, diese Begegnung vor ihrem inneren Auge entstehen: Jesus legt seine Finger in die Ohren des Taubstummen und berührt (ἥψατο – gesprochen: hépsato, Aorist 3. Person Singular von ἅπτειν) seine Zunge mit Speichel. Der Text insinuiert eine Gleichzeitigkeit, also Berühren der Zunge mit Speichel während er die Finger in die Ohren des Taubstummen legt. Es besteht kein Zweifel: Jesus küsst den Taubstummen. Die Intimität dieser heilenden Berührungen wird noch dadurch gesteigert, dass vorher beschrieben wird, wie Jesus den Mann von der Menge wegführt. Das Außergewöhnliche dieser berührenden Begegnung ist nicht geeignet, sie vor den Augen der Öffentlichkeit geschehen zu lassen. Wo schon die Handauflegung die Armlänge Abstand des Privaten durchbrochen hätte, geht Jesus noch viel weiter. Das „Effata!“, das „Öffne dich!“ scheint deshalb mehr als ein Heilungsbefehl zu sein: Der Mann wird nicht nur existentiell aus der Isolation geholt, die die Behinderung bei ihm bewirkt hat; er wird auch aufgefordert, nun aus sich herauszugehen und sich von den auferlegten Fesseln zu befreien. Auch diese Berührung hat explosive Kraft.

Ambivalenzen

Die verstörende Intimität, die in der Heilung des Taubstummen mitschwingt, korrespondiert mit der Ambivalenz, die schon dem semantischen Spektrum des Wortes ἅπτειν innewohnt. Die so beschriebenen Berührungen können ebenso eine segens- und heilvolle Berührung beschreiben, aber auch das schädigende Anfassen2). In diesem Sinn etwa wird es in der Septuaginta verwendet, wenn es dort in Psalm 104,15 (LXX)3) heißt:

Tastet meine Gesalbten nicht an (μὴ ἅπτεσθε – gesprochen: mè háptesthe), tut meinen Propheten nichts zuleide! Psalm 104,15 (LXX)

So wichtig Berührungen sind – jede und jeder, der andere berührt sollte sich dieser Ambivalenz ebenso bewusst sein wie der der Berührung innewohnenden Tendenz zur Grenzüberschreitung und des Eindringens in die Intimsphäre.

Christus berührbar machen?

Diese Ambivalenz kann heutzutage nicht stark genug betont werden, wenn in vielen Pastoralkonzepten davon die Rede ist, dass Christus berührbar gemacht werden soll. Hier stellt sich ja ganz grundsätzlich die Frage, wie das gehen soll. Der historische Jesus hat durch Berührung Heilung bewirkt. Jesus war berührbar. Als auferstandener Christus aber entzieht er sich genau dieser Berührbarkeit – ein Aspekt, der insbesondere im Johannesevangelium eine wichtige Rolle spielt. Die Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena führt, nachdem sie ihn endlich erkannt hat, zu einer fast schon mahnenden Ansage:

Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest (μή μου ἅπτου)4); denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Johannes 20,17

Und auch Thomas der Zweifler, dem der Auferstandene doch ausdrücklich anbietet, seine Hand in seine Seite zu legen, scheint im letzten Moment vor der haptischen Berührung des ewig Gewordenen zurückzuschrecken, wenn es eben nicht heißt, „weil du mich begriffen hast, glaubst du“, sondern:

Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Johannes 20,29

Alles deutet darauf hin, dass der auferstandene Christus offenkundig nicht so einfach berührbar ist, wie der irdische Jesus es war. Das hat wohl mit der physisch-haptischen Dimension der Berührung zu tun. Ist also alles Streben, Christus berührbar zu machen, wie es in vielen pastoral gut gemeinten Intentionen zu finden ist, pure, ja unbiblische Illusion?

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Albrecht Dürers Selbstprotrait spielt subtil mit dem Ebenmaß zeitgenössischer Christusbilder. Es scheint fast so, als scheine das Antlitz Christi durch das Selbstportrait hindurch.

Zu konkret, um bloß geistlich zu sein

In der Tat: das haptische Moment der Berührung ist zu konkret, bisweilen eben sogar intim, um sich in rein Geistliches hinein auflösen zu lassen. Berührungen sind physische Ereignisse. Die somatische, die leibliche Dimension des Menschen bedarf dieser leibhaftigen Konkretion der Berührung. Der Auferstandene, der in seiner verklärten Leiblichkeit schon Teil der Ewigkeit ist, entzieht sich dieser raum-zeitlichen Existenzialität der Berührung. Deshalb kann er nicht mehr einfach begriffen werden – und er kann nicht mehr so einfach berühren, wie es der rein irdische Jesus noch konnte. Ist damit alles verloren?

Wohl kaum, gibt doch der Auferstandene selbst seinen Jüngern den entscheidenden Auftrag:

Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden. Mk 16,15-18

Die so Beauftragten handeln in Jesu Namen. Sie führen sein Werk fort. Sie sind es jetzt, die wie Jesus selbst berühren und sich berühren lassen sollen. Das ist genau der Aspekt, der schon im irdischen Wirken Jesu zum Tragen kommt, wenn er bei der Aussendung der Zwölf in Galiläa sagt:

Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Matthäus 10,40

Dazu gehört, dass, wer im Namen Jesu unterwegs ist, das ohne Hintergedanken tun muss:

Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Matthäus 10,8

Christus berührbar machen – ganz konkret!

Wer also Berührungen de facto nicht zum Heil des Gegenübers, sondern zu eigenem Nutzen und zur eigenen Befriedigung einsetzt, missbraucht die Intimität der Berührung. Sie wird dann eben nicht zu einem lebenspendenden, sondern zu einem feindlichen, destruktiven Akt.

Wer hingegen Christus wahrhaftig berührbar machen möchte, muss sich nicht nur darüber im Klaren sein, dass, wenn er im Namen des vom Kreuzestod Auferstandenen handelt, Jesus Christus durch ihn und sie hindurch in und an der Welt handelt. Sie und er müssen berührbar sein, sich berühren lassen und in Wort und Tat berühren – konkret. Wie tiefgreifend das in wirklich und ohne Alternative geht, wird in der Erzählung der Heilung der beiden Blinden vor Jericho deutlich, wenn es dort von Jesus heißt:

Da hatte Jesus Mitleid mit ihnen und berührte ihre Augen. Matthäus 20,34

Auch hier spielt das Berühren (ἅπτειν) wieder eine zentrale Rolle, dem das Berührwerden allerdings vorausgeht. Wo die Einheitsübersetzung von 2016 das Wort σπλαγχνισθείς (gesprochen: splangchnistheís) fast schon harmlos mit „Mitleid“ übersetzt, müsste es wörtlich heißen: es traf ihn in den Eingeweiden.

Nähe und Distanz

Es wird deutlich: Berührungen sind alles andere als harmlos. Christus ist letztlich nur durch die Verkünderinnen und Verkünder selbst berührbar. Sie sind es, die sich berühren lassen und berühren müssen – das freilich mit Gespür für die Macht und Intimität, die dem grenzüberschreitenden Charakter von Berührungen innewohnt. Wer die Armlänge Abstand des Intimen durchbricht, sollte das nie – und nie meint nie! – ungefragt und ohne Auftrag tun. Das gilt insbesondere für Kinder, die auch hohe Kleriker so gerne küssen und segnen. Werden diese Kinder eigentlich je gefragt, ob sie das wollen? Ist es wirklich so außergewöhnlich, ein Kind zu fragen, ob man ihm die Hände segnend auflegen darf? Gibt es, wenn das Kind es nicht möchte, keine Alternative? Doch, die gibt es, wenn man sich nur auf das Wort Gottes einließe. So heißt es in der Apostelgeschichte:

Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk. Alle kamen einmütig in der Halle Salomos zusammen. Von den Übrigen wagte niemand, sich ihnen anzuschließen; aber das Volk schätzte sie hoch. Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen. Selbst die Kranken trug man auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und Liegen, damit, wenn Petrus vorüberkam, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen fiel. Apostelgeschichte 5,12-15

Die Berührung mit dem Schatten genügt bisweilen. Wer Christus berührbar machen möchte, muss sensibel für Nähe und Distanz sein. Er bzw. sie dürfen ihre eigenen Bedürfnisse nie über die derer stellen, die sie zu Christus führen wollen. Der Weg ist schmal – zu schmal für manchen, der vorgibt, im Auftrag Jesu zu handeln, die Macht der Berührungen missbraucht hat. In Art und im Sinn der Berührung offenbart sich, ob jemand letztlich Freund oder Feind Jesu Christi ist. Wer sein Freund ist, der weiß nicht nur um die Macht der Berührung. Im Namen des Auferstandenen wird er auch akzeptieren, wenn das Gegenüber mit oder ohne Worte signalisiert: Rühr mich nicht an!

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Bildnachweis

Titelbild: Kleine Springkraut (“Impatiens parviflora”) im Speyerer Wald (AnRo0002/Ericales) – Quelle: Wikicommons – lizenziert als CC0

Einzelnachweis   [ + ]

1. Vgl. hierzu Walter Bauer, Griechisch-deutschessplan Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, Berlin 1988, Sp. 577.
2. Vgl. hierzu Walter Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, Berlin 1988, Sp. 207.
3. In heute übliche Zählungen handelt es sich um Psalm 105,15.
4. Gesprochen: mé mou háptou
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4 Replies

  1. Volle Zustimmung mit leisen Einschränkungen. Seit 500 Jahren zielt die ignatianische Methode der Schriftbetrachtung darauf, sich von Jesus “berühren” zu lassen, oder tatsächlich ihn zu berühren. Es geht dabei um die Begegnung mit dem irdischen Jesus einerseits und das intensive Gespräch mit dem Auferstandenen andererseits. Dafür lässt Ignatius den Exerzitanten die “Inneren Sinne” anwenden. Heute wissen wir, dass es für das Gehirn egal ist, ob ein Ereignis real stattfindet oder vorgestellt ist. Die Auswirkung des Erlebten auf Leib und Seele sind gleich. Diese Übungen und besonders das Gespräch mit dem Auferstandenen am Ende der Übung lassen die Gewissheit wachsen, dass Gott eine Realität, keine Chimäre ist. Ich vermute, die Absicht der Pastoralpläne, Menschen mit Jesus in “Berührung” zu bringen, meint genau diese Überzeugung – im Sinne von Hiob, der am Ende sagt: “Nur vom Hörensagen kannte ich dich; jetzt aber habt mein Auge dich geschaut.” (42,5) Vielleicht sollte man die Berührung daher nicht zu wörtlich nehmen und mit Glaubensüberzeugung übersetzen. Denn darauf baut mit Sicherheit alles Weitere in den Pastoralplänen auf.

    • Genau das ist vllt. der entscheidende semantische Unterschied zwischen “Berührung” und “Gespräch” – dem würde ich absolut nicht widersprechen. Im Gegenteil! Der Glaube kommt ja vom Hören, wie Paulus sagt. Und genau darin ereignet sich die Konkretion. Deshalb sollte man statt “Christus berührbar machen” (die Wendung ist ja ohnehin schwierig – kann man das überhaupt “machen”?) von “Christus verkünden” sprechen. Das nimmt uns selbst konkret in die Pflicht – und ist zudem biblisch. Auch hier wieder Paulus: “Wir wollen Christus verkünden als Herrn – und nicht uns selbst”.

    • Werner Kleine Ja, genau so. Das ist meine Aufgabe als geistlicher Begleiter. Das Entscheidende ist dabei immer sowieso von Christus selbst geschenkt und macht weder der Übende, noch der, der dabeisteht. Ich bin aus der Diözese Paderborn und da war mir bisher der Ausdruck “Christus berührbar machen” Gott sei Dank noch nicht begegnet. Spannend und erschreckend zugleich, welches “Verfügungsdenken” dahintersteht…

    • Genau dieses Unbehagen war der Anlass für meinen Beitrag. Es war ohnehin schon da, bekommt aber unter dem Eindruck der MHG-Studie noch einmal zusätzliche Relevanz – zumal ja hier in zwei Richtungen verfügt wird: In Richtung derer, die zu Christus geführt werden sollen, vor allem aber auch in Richtung Christi selbst, über den eben auch verfügt wird.