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conditio humana·Pastoralia

Abraham und Sarah lachen Oder: Was Glauben und Freude miteinander zu tun haben


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Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Gleiches gilt für den Glauben. Für den einen ist er eine Torheit, die zum Spott einlädt. Für den anderen ist es ein „Trotzdem“ im Angesicht der Welt, ein großer Freudenjubel entgegen allem Zweifel – und manches Spottgelächter wandelt sich zu einem Bekenntnis.

Die Frage

Als Gott dem 100jährigen Abraham verheißt, dass ihm ein Sohn von seiner 90jährigen Ehefrau Sarah geboren werden wird, ist seine Reaktion sehr menschlich:

Da fiel Abraham auf sein Angesicht nieder und lachte. Er sprach in seinem Herzen: Können einem Hundertjährigen noch Kinder geboren werden und kann Sarah als Neunzigjährige noch gebären? Genesis 17,17

Er fällt ehrerbietend auf den Boden und unterwirft sich Gott. Diese Handlung zeigt an, dass er das Gotteswort ehrfürchtig annimmt – aber er lacht. Die Verheißung erscheint ihm absurd. Ein vernünftiger Mensch kann einem solchen angekündigten Wunder nur mit Zweifel begegnen. Auch Sarah reagiert so auf diese Verheißung, als sie ihr eröffnet wird:

Abraham und Sarah waren schon alt; sie waren hochbetagt. Sarah erging es nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt. Sarah lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht und soll noch Liebeslust erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann. Genesis 18,11-12

Sowohl das Lachen Abrahams als auch Sarahs haben ein doppeltes Gesicht. Das im hebräischen Text stehende Verb, das hier mit „lachen“ wiedergegeben wird, ist צחק (gesprochen: tzachak). Es meint ein ausgelassenes Lachen und Scherzen. Wenn man aber das sich von diesem Wort ableitende Substantiv in der Hebräischen Bibel nachschlägt, zeigt sich, dass es sowohl zur Freude als auch zum Spott dient (siehe Ezechiel 23,32). Doch wer spottet hier wem?

Die Antwort

Auf Abrahams Lachen geht Gott in Genesis 17 nicht ein, er ignoriert es. Er wiederholt nur seine Verheißung: Ihm wird ein Sohn geboren werden und sein Name wird Isaak sein. Doch bei Sarah hakt er nach:

Ist denn beim HERRN etwas unmöglich? Genesis 18,14

Die Antwort lautet nein – und dessen ist sich auch Sarah bewusst, die von Gott kritisiert, das eigene spöttische Lachen leugnet. Durch die Geburt Isaaks wandelt sich Sarahs Spottgelächter in Freudenjubel. Bereits der Name des Kindes selbst ist sprechend: יִצְחָק (gesprochen: Itzchak) bedeutet entweder „er lacht“ oder „er wird lachen“. Auf Abrahams und Sarahs spottendes Lachen folgt das wissende, freudige Lachen über die Erfüllung der Verheißung. In Isaak personalisiert sich das Lachen als Freude über die Macht Gottes. So ruft Sarah nach der Beschneidung Isaaks:

Gott ließ mich lachen; jeder, der davon hört wird mir zulachen. Genesis 21,6

Wörtlich heißt es im hebräischen Text: „Gott hat mir ein Lachen gemacht“. Er hat ihren spottenden Zweifel in Freude gewandelt und dieses Lachen ist ansteckend. Wer von ihrem Glück, dem Wunder hört, wird sich mit ihr freuen – oder in Spottgelächter über sie ausbrechen, weil sie dachte, dass bei Gott etwas unmöglich sei. Der Blick auf die Erzeltern Israels, Abraham und Sarah, lehrt, dass der kritische Glaube am Ende zu einer lachenden Existenz führt.

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Titelbild: Afrika Junge Kinder Glück Lachen Porträt, fotografiert von Pexels. Lizenz: gemeinfrei.

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