Disput·Ecclesiastica

Verworfene Berufene Eine priesterliche Lektion


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In Zeiten, in denen es an Berufungen fehlt, darf man nicht vergessen, dass auch Berufene verworfen werden können. Auserwählte sind nicht notwendig Heilsbringer. Die Treue Gottes ist nicht selbstverständlich – diese Erfahrung lehrt uns bereits das Schicksal des Priesters Eli im Alten Testament.

Gott hatte ihm verheißen:

Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen für ewig vor meinem Angesicht ein- und ausgehen. 1 Samuel 2,30

Doch das Missverhalten seiner Söhne änderte die Verheißung in einen Fluch (siehe 1 Samuel 2,12-17.22). Opferfleischmissbrauch und sexuelle Ausschweifungen führten zu göttlicher Gerechtigkeit:

Nun aber – Spruch des HERRN: Das sei fern von mir; denn nur die, die mich ehren, werde ich ehren, die aber, die mich verachten, geraten in Schande. 1 Samuel 2,30

Entscheidend ist weder eine Berufung noch eine Erwählung, sondern das Verhalten gemäß dem göttlichen Willen. Diese Realität gilt gemäß dem Alten Testament auch für Machtmenschen. Selbst ein König, der wie Saul als Gesalbter Gottes (מָשִׁיחַ, gesprochen: meschiach) fast schon ein Messias ist, bleibt davon nicht verschont. In den Worten Gottes an König Jerobeam wird die Bedeutung alles Handelns vor Gottes Angesicht deutlich – egal welchen weltlichen Status man innehat:

Wirst du nun gehorchen allem, was ich dir gebieten werde, und in meinen Wegen wandeln und tun, was mir gefällt, und meine Rechte und Gebote halten, wie mein Knecht David getan hat, so will ich mit dir sein und dir ein beständiges Haus bauen. 1 Könige 11,38

Gott kann unbarmherzig sein, wenn ein Auserwählter seiner Bestimmung nicht entspricht:

Mir hast du den Rücken gekehrt. Darum bringe ich Unheil über das Haus Jerobeam und rotte von ihm alles in Israel aus, was männlich ist, ob unmündig oder mündig. Ich entferne das Haus Jerobeam, wie man Kot entfernt, bis nichts mehr vorhanden ist. 1 Könige 14,9-10

Saul und Jerobeam starben uneinsichtig. Nur wenigen ist es vergönnt, trotz Verwerfung ein Vorbild zu sein. Darin liegt das Besondere des Priesters Eli, der Schuld auf sich geladen hatte, weil er seine Söhne am Sündigen nicht gehindert hatte. Als er Zeuge wurde für eine neue Berufung, die ihm ein Ende setzt, war er offenen Ohres und auch Mundes. Als der jugendliche Samuel, einer der Tempeldiener, ihm davon berichtete, dass ihn eine Stimme ruft, rät er ihm, nachdem er verstanden hatte, dass es sich um eine neue Berufung handelt:

Wenn er dich ruft, dann antworte: Rede, HERR; denn dein Diener hört. 1 Samuel 3,9

Eli klagt nicht, er fleht Gott nicht an. Er nimmt Gottes Wort an – und macht den Weg frei für einen Neuanfang ohne ihn.

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Bildnachweis

Titelbild: “Change of Direction” von Mark Notari. Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0.

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2 Replies

  1. Ein weiteres mahnendes Beispiel eines ursprünglich gar vom Herrn selbst zu seinem Jünger Berufenen, der aber dieser Berufung nicht gerecht wird, ist Judas Iskariot, der Jesus Christus schließlich sogar für Geld an dessen erklärte Feinde verraten hat.

    Manche wollen die Verworfenheit Judas Iskariots heute nicht mehr so recht wahrhaben – aber Jesus Christus nennt ihn selbst im Johannes Evangelium den “Sohn des Verderbens” , der eben “verloren geht” und für den es besser wäre, nicht geboren worden zu sein. . Das ist ein eindeutiges Urteil.

    Judas’ Verrat ist m. E. auch nicht etwa als eine Kurzschlusshandlung zu verstehen sondern das Ende und der Kulminationspunkt eines langen Prozesses der Enttäuschung, Entfremdung und Ablehnung von Christus und seiner Lehre, die Judas ja immerhin 3 Jahre lang genau wie die übrigen Jünger direkt von Christus selbst vermittelt bekam.

    Diese Ablehnung und Verachtung Jesu und seiner Lehre ist die freie Willensentscheidung des Judas Iskariot – und damit auch seine Schuld.