Ich oder wir? – an dieser Frage hängt anscheinend das Seelenheil. Dieser Ansicht ist jedenfalls die Glaubenskongregation in Rom: „Während der Spender ausspricht: «Ich taufe dich… », spricht er nicht als ein Funktionär, der eine ihm anvertraute Rolle spielt. Er handelt vielmehr amtlich als Präsenzzeichen des in seinem Leibe handelnden Christus, der seine Gnade schenkt und die konkrete liturgische Versammlung zu einer Manifestation «des eigentlichen Wesens der wahren Kirche» macht.“1) – daher sei bei der Taufe kein Ort für ein „Wir“ und wenn trotzdem jemand sagt „Wir taufen dich..“, dann ist diese Taufe ungültig. Oh, Ihr armen Christen, die ihr ungültig getauft gestorben seid!
Ja, gemäß dem Evangelium nach Johannes hat Jesus Christus die „Zeugung aus Wasser und Geist“ in die Welt gebracht – diese feuchte Geisttaufe ist entscheidend:
Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus dem Wasser und dem Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
In der Taufe werden Menschen durch Jesus Christus zu Kindern Gottes, denn er ist es
der mit dem Heiligen Geist tauft.
Nun wird die Taufhandlung nicht von einer unsichtbaren Hand durchgeführt, sondern es ist der entscheidende Auftrag Jesu an seine Jünger, die Menschen zu taufen – dieser Taufauftrag macht das Christentum zu einer Missionsreligion.
… geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
In der Taufe wird die getaufte Person dem dreifaltigen Gott übereignet – dies ist die Bedeutung der Worte „… auf den Namen …“. Gott handelt nun an der und für die getaufte Person. Und da ein Christ allein kein Christ ist, wird er oder sie somit in den Leib Christi, die Kirche aufgenommen. Wäre es da nicht konsequent, wenn „wir“, die Kirche, die zu taufende Person Gott übergeben?
Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
Entscheidend ist weder ein menschliches „Ich“ noch ein gemeinschaftliches „Wir“ – entscheidend bleibt Gott. Die „Zeugung aus Wasser und Geist“ ist kein durch den Menschen angestoßener Automatismus, sondern ein göttliches Liebesgeschehen. Dieser besonderen Gnade wird man nicht durch ein aktives „Ich“ oder „Wir“ gerecht. Bereits der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus betonte dies mit dem Verweis auf eine ihm vorliegende, andere Taufformel: „Der Priester spricht: »Der und der wird getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes», taucht dabei dreimal den Kopf des Täuflings ins Wasser und lässt ihn wieder auftauchen. Durch diesen geistlichen Vollzug macht er dich bereit, den herabkommenden Geist aufzunehmen. Denn nicht der Priester allein berührt den Kopf, sondern auch die Rechte Christi“2). Als Christen handeln wir niemals allein – und im Endeffekt hoffen wir, dass Gott durch uns handelt. Wäre da angelehnt an die Taufformel der christlichen Orthodoxie eine andere Version nicht passender? „Getauft sei [Name] auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
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Titelbild: Taufe Jesu im Jordan auf der Christussäule (Hildesheim), fotografiert von Hildesia – Lizenz: CC 3.0.
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