„Silere non possum!“ – diesem zitierten Wort des Kirchenvaters Augustinus folgt ein Erdbeben. Mit ihm hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. zusammen mit dem Kardinalpräfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung Robert Kardinal Sarah in Buchform eine Warnung vor einer Aufhebung des Zölibats veröffentlicht – denn für sie gilt: „Ich kann nicht still bleiben“. Während die Kirche auf das post-synodale Schreiben Papst Franziskus‘ wartet, in dem er Position beziehen wird, zu dem von einer Zweidrittelmehrheit ausgesprochenen Anliegen der Amazonassynode in Einzelfällen verheiratete Ständige Diakone zu Priester weihen zu lassen, haben sie nun nach den stattgefundenen Debatten ihr Schweigen durchbrochen.
Besondere Brisanz birgt dieser Diskussionsbeitrag darin, dass auf dem Buchtitel nicht „Joseph Ratzinger“ steht – wie auf seinen Jesus-Büchern –, sondern er dieses Buch als Papst emeritus veröffentlicht. Als er vor sieben Jahren sich in seiner letzten Rede als amtierende Papst von den Kardinälen verabschiedete stellte er klar: „Unter Euch ist auch der künftige Papst, dem ich meinen bedingungslosen Gehorsam und Ehrfurcht verspreche”, und mit Blick auf seinen weiteren Lebensweg betonte er “nur noch ein einfacher Pilger“ sein zu wollen, „der die letzte Etappe seiner Pilgerreise auf dieser Erde beginnt”. Er wolle “verborgen vor der Welt leben” und sich dem Gebet widmen. Diese Verborgenheit kommt keinem allumfassenden Schweigen gleich.
Schweigen gehört zu Sprache und besitzt ebenso wie sie eine Vieldeutigkeit und auch Kontextabhängigkeit – es ist scheinbar leer und zugleich vielsagend. Im biblischen Hebräisch kann „schweigen“ auch „taub sein“ bedeuten (חרש, gesprochen: charasch). Doch in der Weisheit ist das schweigende Hören die Bereitschaft sich mit Aufmerksamkeit auf den Lernprozess einzulassen – ja, so kann Schweigen eine aktive, hörende Haltung sein:
Wenn du es liebst hinzuhören, wirst du empfangen, und wenn du dein Ohr hinwendest, wirst du weise werden.
Es gibt eine Zeit des Schweigens und eine Zeit des Redens und es ist oft besser zu schweigen, als viele Worte zu verlieren. Nun gilt es zu bedenken, dass einem Papst emeritus der Mund nicht verboten ist und ein Leben in Verborgenheit bedeutet nicht, dass er einem anderen Ratschlag des biblischen Weisheitslehrers Jesus Sirach nicht folgen sollte:
Fasse mit wenigen Worten vieles zusammen! Sei wie ein Wissender, der zugleich schweigen kann!
Schweigen kann auch als stilles Zustimmen gewertet werden. In der Diskussionskultur der Kirche ist absolutes Schweigen daher keine Option – und manche Stimmen haben größeres und andere Stimmen geringeres Gewicht. In der katholischen Lehre steht die Singularität des amtierenden Papstes außer Frage – daher plädierte Walter Kardinal Brandmüller 2016 dafür, eine klare Definition dessen zu geben, was ein „emeritierter Papst“ sei. Und dazu gehöre auch das förmliche Ablegen des päpstlichen Namens und der Verzicht auf päpstliche Kleidung und Insignien. In der Debatte, um das nun erscheinende Buch von Benedikt XVI. und Robert Kardinal Sarah, ist es sicher sinnvoll keine Lawine von Worten loszutreten, die eine Kirchenspaltung hervorrufen wollen. Auch für die Reaktion auf dieses Buch gelten die Ratschläge Jesus Sirachs – denn es handelt sich um den Diskussionsbeitrag eines „einfachen Pilgers“ zusammen mit einem Kurienkardinal. Nun steht als nächstes keine Debatte an, sondern eine Entscheidung Papst Franziskus‘ über – und das darf nicht vergessen werden – einen lokalen Sonderfall in dem Amazonasgebiet.
Bildnachweis
Titelbild: “Schweigen”, fotografiert von Ernie114. Lizenz: Pixabay.
Mein ehemaliger Bischof hatte folgende Sakramente empfangen:
Taufe
Firmung
Weihe zum Diakon
Weihe zum Priester
Weihe zum Bischof
Sakrament der Ehe
Schade, dass er wie bei Paulus Schrieb nicht mehr dem Bistum als Bischof vorstehen konnte.
Schade, dass er kein Seelsorger und Katholischer Priester mehr ist.