den Artikel
Der sogenannte „synodale Weg“ soll mehr als ein ewiger Stuhlkreis sein. Schon die Benennung suggeriert Bewegung. Auch wenn die ersten Assoziationen direkt Plattitüden hervorbringen – „der Weg sei das Ziel“ –, so geht es doch um mehr. „Weg“ ist ein theologischer Grundbegriff und kein abstraktes Konzept. Es geht um sich in Raum und Zeit konkret vollziehende Handlungen, die durch ihre Dauer zu einem Weg werden, der in eine bestimmte Richtung strebt.
Im Christentum kann keiner außer Jesus Christus für sich beanspruchen, selbst der Weg zu sein (siehe Johannes 14,6). Doch der einzelne Gläubige und die gesamte Kirche stehen dauernd vor Weggabelungen.
Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt
Nun ließe sich einfach in einem Parteiendenken biblizistisch der eigene Standpunkt mit einem solchen Psalmenvers rechtfertigen. Die Frevler, Sünder, Spötter sind immer die anderen. Doch die Letztinstanz für die Beurteilung der weltlichen Wege, des Lebenswandels, liegt bekanntlich bei Gott.
Jeder meint, sein Verhalten [wörtlich: „sein Weg“] sei fehlerlos, doch der HERR prüft die Geister.
Welcher Weg ist denn nun gottgefällig? Ist es die Abzweigung zur liberalen Öffnung oder die Ausfahrt zur Bewahrung der Tradition? Im Angesicht des momentanen Weges der Kirche in Deutschland gibt es jedenfalls keine Raststätte mehr. Wenn die biblische Denkrichtung des sogenannten Tun-Ergehen-Zusammenhang recht hätte, dann wären die Gläubigen in den Missbrauchs- und Finanzkrisen von Gott verlassen worden, denn
Der HERR festigt die Schritte des Menschen [gemeint ist der Fromme], an seinem Weg hat er Gefallen. Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin, denn der HERR stützt seine Hand.
Die Katholische Kirche in Deutschland strauchelt schon nicht mehr, sondern ihren Weg verlassen immer mehr Gläubige. Doch diese Art des Denkens, dass bösen Menschen Schlechtes widerfährt und die Guten sorglos sein können, steckte schon in der Zeit der Bibel in einer Krise. Stattdessen herrscht nun Ratlosigkeit, wenn Gott von sich selbst im Buch Jesaja sagt:
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des HERRN. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.
Und so werden mal wieder Stuhlkreise aufgestellt, um nach einer Richtung zu suchen, anstatt aus konkreten Handlungen einen Weg entstehen zu lassen. Egal, ob man nun rechts oder links am Wegesrand steht, die vorausliegende Kreuzung verlangt eine konkrete Entscheidung – ansonsten spielt man nur „Reise nach Jerusalem“: Scheinbar gibt es viel Bewegung, aber man dreht sich nur im Kreis, während diejenigen, die sich im Kreis drehen, immer weniger werden.
Bildnachweis
Titelbild: Stuhl. Fotografiert von WDietz. Lizenz: Pixabay-Lizenz.