Kapitel
Oecologica

Die Erde wird (sich) weiter wandeln Der Klimawandel, seine Leugner und die Bibel


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Den ärmeren Ländern in Afrika, Asien, der Karibik und der Südsee steht das Wasser bzw. der Sand schon bis zum Hals. Sie sind in ihrer Existenz durch die Auswirkungen der Erderwärmung (Anstieg des Meeresspiegels, Dürren und Stürme) bereits jetzt bedroht – und sie sorgen sich um die Zukunft. Auf der Klimakonferenz in Marokko haben nun 45 dieser Länder aus der Not eine Tugend gemacht und sind selbst zu Vorreitern des Klimaschutzes geworden.1) Sie wollen so schnell wie möglich ihre Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umstellen und somit auf Kohle, Öl und Erdgas verzichten. Dieser ehrgeizige Klimaplan hängt jedoch von der Bereitschaft der Industriestaaten ab, ihren finanziellen Beitrag durch eine unterstützende Entwicklungshilfe zu leisten. Deutschland zum Beispiel hat sich bereit erklärt, ab 2020 den armen Ländern jährlich 4 Milliarden Euro als Klimahilfe zur Verfügung zu stellen. Anders sieht dies in den USA aus, die momentan einer der wichtigsten Geldgeber des Klimavertrags sind. Der designierte Präsident der USA, Donald J. Trump, hält die wissenschaftliche Feststellung der durch Menschen verursachten Erderwärmung hingegen für eine Lüge. Seine erklärten Ziele sind die Kündigung des Weltklimavertrags, die Schließung der Umweltbehörde und die Förderung von Kohle als Energiequelle.2) Besonders in den USA gibt es eine breite Front, die den Ergebnissen der großen Mehrheit der Klimaforscher widersprechen. Zur Kritik wird hierbei auch die Bibel herangezogen. So schreibt zum Beispiel der ehemalige Vorsitzende des Umweltausschusses des Senats, Jim Inhofe, in einem 2012 erschienen Interview mit Hinweis auf Gen 8,22: „The arrogance of people to think that we, human beings, would be able to change what He is doing in the climate is to me outrageous.“3) (Übersetzung: Die Arroganz der Leute, die meinen, dass die Menschen in der Lage wären, das zu beeinflussen, was Er [Gott] mit dem Klima macht, ist aus meiner Sicht empörend).

Wandel des Klimas

Das Phänomen der durch Menschen verursachten globalen Erwärmung war in biblischer Zeit unbekannt und es wird dementsprechend auch nicht thematisiert. Das Klima ist geprägt durch den Ablauf der Jahreszeiten und in manchen Zeiten durch die auch zum normalen Klima gehörenden Naturkatastrophen wie Fluten, Stürme und Dürren. Gott der Schöpfer ist verantwortlich für das Klima und auch für Naturkatastrophen. Er ist es zum Beispiel, der durch eine Flut – vor der nur Noah, seine Familie und die Tiere in der Arche gerettet werden – fast alles Leben vernichtet (siehe Genesis 6-8). Am Ende der Flutgeschichte findet sich die Bibelstelle, auf die der US-amerikanische Senator Jim Inhofe hinweist. Gott sichert den Überlebenden folgendes zu:

So lange die Erde besteht, sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Genesis 8,22

In vier Wortpaaren wird das Fortbestehen der Grundrhythmen des Jahres und des Tages zugesichert, solange es die Erde geben wird. Der Rhythmus von Saat und Ernte garantiert die Ernährung. Der Rhythmus der Jahreszeiten ermöglicht die Erneuerung der Natur. Der Rhythmus von Tag und Nacht dient der Erholung – und hinter dem Paar „Kälte und Hitze“ zeigt sich vielleicht der Unterschied zwischen den meist heißen Tagen und kalten Nächten im Nahen Osten. Der Zusage dieses Grundrhythmus‘ liegt ein zyklisches Zeitverständnis zugrunde, das dem Menschenleben einen festen Rahmen vorgibt. Aber diese Bibelstelle sagt nicht aus, wie sich das Klima entwickeln wird. Die Ernte kann Aufgrund von Dürren eine Missernte sein – z.B. Abraham und die Schwiegermutter Ruts müssen gar das verheißene Land aufgrund von Dürren verlassen (siehe Genesis 12,10; Rut 1,1). Kälte und Hitze können sich, wie es die Welt momentan durch die globale Erderwärmung erleidet, zu Extremen entwickeln. An der Flutgeschichte selbst zeigt sich, wie gemäß dem Denken der biblischen Zeit, Naturkatastrophen Strafen Gottes sind. Die Überschwemmung und damit Tötung fast allen Lebens geschieht aufgrund des Verhalten der Menschen:

Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben. Genesis 6,5-7

Am Ende der Flut steht zwar dann die Zusage Gottes, dass er die Erde wegen den Menschen nicht noch einmal bestrafen wird und nicht mehr alles Lebendige vernichten werde, wie er es durch die Flut getan hat (siehe Genesis 8,21). Aber diese Aussage beinhaltet auch die Betonung, dass die Menschen für die Flut verantwortlich sind und ihretwegen die Erde zu leiden hatte. Und in der weiteren biblischen Geschichte wird die Erde bzw. das Land selbst zum Akteur gegenüber dem Menschen. Im Buch Levitikus wird davor gewarnt, dass das verheißene Land das Volk Israel, wenn es sündigt, aus sich vertreiben wird (siehe Levitikus 18,28).

Der Mensch und die Erde

Gemäß Genesis 1,28 ist der Mensch von Gott beauftragt, über die Erde zu herrschen. Im hebräischen Text findet sich hier das Wort משל (gesprochen: maschal), das meistens im Alten Testament für das Herrschen von Königen verwendet wird. Im ersten Kapitel der Genesis findet es sich zuvor in Bezug auf die Sonne:

Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Genesis 1,16

Der Mensch soll über die Erde herrschen wie Sonne und Mond als lebenspendender Rahmen und als zum Grundrhythmus dazugehörigem Prinzip. Die Sonne und der Mond beuten nicht aus. Das Herrschen des Menschen über die Erde soll sich am Handeln Gottes ausrichten. Gott ist es, der die Welt schafft und sie mit allem versorgt, was sie bedarf. Es ist der sich sorgende und sich kümmernde Schöpfer dessen Abbild der Mensch ist (siehe Genesis 1,27) und dem sein Herrschen entsprechen soll. Auch nach der Flut gilt gemäß einer prophetischen Anklage im Buch Hosea ein direkter Zusammenhang zwischen dem Schicksal der Erde und dem Verhalten der Menschen:

Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit, Bluttat reiht sich an Bluttat. Darum soll das Land verdorren, jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; auch die Fische im Meer sollen zugrundegehen. Hosea 4,2-3

Nein, gemäß Hosea bedroht nicht der Ausstoß von CO2 und die Umweltverschmutzung durch den Menschen die Erde, sondern die moralischen Vergehen der Menschen untereinander. Der moralische Zustand der Menschen, ihre Sünden, spiegeln sich gemäß dem Glauben der biblischen Zeit in der Natur wieder. In biblischer Zeit war die durch die Industrialisierung einsetzende globale Erderwärmung noch kein Problem und dieses moralische Vergehen noch kein Thema. Eine prophetische Kritik würde heute wohl beklagen, dass der Mensch seinem Auftrag als Abbild Gottes, als guter Herrscher über die Erde nicht mehr nachkommt, sondern sie zu seinem eigenen Vorteil missbraucht, ohne auf die Folgen zu achten. Nicht, dass die Erde am Ende einfach den Menschen ausspeit und ohne ihn im Rhythmus von Erblühen und Verwelken, Hitze und Kälte, Sommer und Winter, Tag und Nacht fortbesteht!

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Bildnachweis

Titelbild: „ Jahreszeiten“, von „OpenClipart-Vectors“. Lizenz: gemeinfrei.

Einzelnachweis   [ + ]

1. 45 Länder wollen komplett auf Kohle, Öl und Gas verzichten“, Axel Bojanowski, SPIEGEL Online, 18.11.2016 [Stand: 19. November 2016].
2. Wie Trump das Klima vergiften will“, Axel Bojanowski, SPIEGEL Online, 11.11.2016 [Stand: 19. November 2016].
3. „Interview with Senator James Inhofe“, in: Voice of Christian Youth America, 07.03.2012.
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