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#BloodyFriday, (engl. „blutiger Freitag“) – markiert mit diesem Schlagwort feiern Anhänger der Terrororganisation „Islamischer Staat“ in den Sozialen Netzwerken die Massaker in Tunesien, Kuwait, Somalia, Syrien und die Enthauptung in Frankreich. Sie feiern die Täter als Helden und als Gotteskrieger. Im Bekennerschreiben zur Tat in Tunesien wird der Strand, an dem die Opfer ihren Urlaub verbrachten, als ein „abscheulicher Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens” bezeichnet.1) An diesem Ort hat der „Soldat des Kalifats“ – so wird der Attentäter im Bekennerschreiben genannt – unschuldige Touristen hingerichtet. Aus der Perspektive des „Islamischen Staates“ geht es hierbei nicht nur um blutigen Terror, sondern es geht um einen Endkampf, es geht um die Eroberung der Welt im Namen Gottes.2)
Der Soldat Gottes
In der christlichen Bibel, im Epheserbrief, findet sich auch ein Aufruf zum Kampf. Auch hier wird der Gläubige als Soldat beschrieben: Er soll eine Rüstung anziehen, Schild sowie Schwert tragen und er soll für das Evangelium kämpfen. Aber es geht um eine andere Art von Kampf. Es wird hier eine ganz andere Art von Soldatentum beschrieben:
Zieht die Rüstung Gottes an…
Der Ausdruck „Rüstung Gottes“ klingt martialisch. Das griechische Wort πανοπλία (gesprochen: panopliā) bezeichnet die Waffenrüstung eines Soldaten sowohl zur Verteidigung als auch zum Angriff. Ab V 14 wird diese Rüstung näher beschrieben:
Gürtet Euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen.
Der Soldat Gottes soll in den Kampf ziehen, gegürtet und gepanzert, um für das Evangelium zu kämpfen. Der Sinn des Kampfes ist das Evangelium des Friedens – jedoch nicht gemäß dem Motto „Mit Waffen Frieden schaffen“. Der Gläubige soll durch Wahrheit bzw. Vertrauen auf Gott und seine Gerechtigkeit Zeugnis ablegen für die Frohe Botschaft Gottes, die eine Botschaft des Friedens ist.
Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
Der Epheserbrief verdeutlicht, dass die Waffe des Christen die Beziehung zu seinem Gott ist, aus der sein gutes Werk erwachsen soll.
Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen.
Der Glaube an Gott gibt dem Menschen die Fähigkeit im Angesicht des Bösen zu widerstehen. Weder das scharfe Schwert noch das eiserne Schild sind hierfür die geeigneten Waffen.
Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.
Die eigentliche Waffe des Christen ist das Wort Gottes. Der Helm und das Schwert sind nur Metaphern. Auch in der jüdischen Tradition wird die Tora Moses als Wort Gottes mit einem Schwert verglichen.3) Durch das Wort Gottes wurde die Welt erschaffen, durch die Propheten ist das Wort Gottes als Anklage erklungen und in Jesus Christus ist das Wort Gottes Mensch geworden. Das Wort Gottes ist im Verständnis der Bibel die Grundlage der Welt und daher die mächtigste Waffe:
Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens.
Der Epheserbrief beschreibt den Gläubigen als Soldaten, der für das Evangelium kämpft. Er ist ausgerüstet wie ein Kämpfer mit Schild und Schwert, aber er zieht nicht in einen blutigen Kampf, sondern er soll sich in Gerechtigkeit, Wahrheit und Glauben üben. Es ist bezeichnend das die Beschreibung der Rüstung des Christen mit der Aufforderung endet:
Hört nicht auf, zu beten und zu flehen!
Die eigentlichen Waffen eines Gotteskriegers sind sein Glaube und das Wort Gottes. Die Angriffstaktik eines Christen ist die Verkündigung des Wortes. Das Schlachtfeld ist das Gespräch. So bittet der Paulus des Epheserbriefes nach der Beschreibung der Rüstung eines Christen:
Betet jederzeit im Geist, seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen, auch für mich: dass Gott mir das rechte Wort schenkt, wenn es darauf ankommt, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden.
Gott ist der Herr über Leben und Tod
Auch die Geschichte des Christentums ist nicht frei von Gewalt. Auch Christen haben in der Geschichte eine Spur des Blutes hinterlassen. Es wurden im Namen Gottes Kriege geführt und es wurde gemordet. Aber die Bibel bezeugt auch, dass der Kampf einer Religion eigentlich ein anderer ist. Es geht in keiner Religion um Mord und Totschlag, sondern es geht um den Glauben. Aus der Perspektive der Bibel geht es um den Glauben an den Gott, „der Hände [hasst], die unschuldiges Blut vergießen“. (Sprichwörter 6,17b)
Bildnachweis
„Der Menschensohn unter den sieben Leuchtern“, Bamberger Apokalypse, ca. 1100, Folio 3 recto, Bamberg, Staatsbibliothek, MS A. II. 42 .
Einzelnachweis
1. | ↑ | Zum Bekennerschreiben siehe: „IS bekennt sich zu Anschlag in Tunesien“, ntv.de, 27.06.2015 (Stand: 27. Juni 2015). |
2. | ↑ | Vgl. zur Ideologie des „Islamischen Staates: „Die Ideologie des Terrors“, Sandra Stalinski, tagesschau.de, 02.06.2015 (Stand: 27. Juni 2015). |
3. | ↑ | Vgl. Midrasch Tehilim zu Psalm 45. |